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Brot kann man kaufen. Es gibt Bäcker, die eine riesige Palette an verschiedenen Sorten anbieten und Supermärkte, die eine extra Abteilung für das köstliche Lebensmittel haben. Man kann viel Geld zahlen für einen Laib Brot. Billige Massenprodukte findet man auch. Aber die schmecken dann halt nicht sonderlich gut.
Und noch eine Möglichkeit gibt es: Brot selber backen. Ich habe es in meiner Jugend gerne gemacht und dann irgendwann aufgegeben. Mein Freund Martin hat mir jetzt ein Buch geschenkt, das passenderweise „Zeit für Brot“ heißt. Vielleicht denkt er, dass ich zu meinen Wurzeln zurückkehren sollte. Ich habe also wieder angefangen, mich an den Ofen zu stellen.
Anders als in früheren Jahren, als ich mir bloß beweisen wollte, was ich kann, entdecke ich jetzt den spirituellen Charakter dieser Tätigkeit. Mit Ungeduld und Hektik geht rein gar nichts. Man braucht Ruhe und Gelassenheit. Die Lust, viele viele Arbeitsschritte zu vollziehen. Und Körperkraft, denn ich besitze keine Küchenmaschine oder ähnliches Gerät.
Zurück zum Brot des Lebens
Meditation und Fitness in einem kriege ich sonst kaum. Ich mache nach Rezept ein „Quellstück“ - schönes Wort! - aus 65 Gramm Haferflocken und 30 ml Wasser, das ich vier bis sechs Stunden ziehen lasse. Daneben arbeite ich am Vorteig. Ich nehme 180 Gramm Weizenmehl, 5 Gramm Hefe und 155 ml Buttermilch, verknete das Ganze und lasse es eine Stunde gehen.
Anschließend füge ich 225 Gramm Weizenmehl, zehn Gramm Salz und ebenso viel Ahornsirup mit 50 ml Buttermilch zusammen. Quellstück und Vorteig kommen dazu. Den fertigen Teig lasse ich 30 Minuten ruhen und gehen, ohne mich einzumischen. Danach wird er abermals geknetet, mit Wasser benetzt und in Haferflocken gewälzt.
60 Minuten darf das geformte Brot jetzt erneut für sich sein. Dann wandert es bei etwa 210 Grad für knappe 25 Minuten in den Ofen. Ich schaue ab und zu durch die Scheibe: Zu braun ist immer schlecht. Ob das selbstgemachte Brot fertig ist, merkt man daran: Brot in die Hand nehmen, auf den Boden wie an eine Tür klopfen. Klingt es hohl, ist in diesem Fall alles gut.
Ein Arbeitstag ist vorüber. Ich habe nebenbei ein paar andere Dinge gemacht, bin aber immer zu meinem Brot zurückgekehrt. Da liegt es nun, duftet die ganze Wohnung voll und verlockt zum Essen. Ich bin für den Moment tatsächlich entspannt, zufrieden, ganz bei mir. Und ich habe richtig Kraft, das war zu spüren. Brot des Lebens.
Vom Blog zum Buch:
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