Susanne Breit-Keßler gekörnte Brühe
Susanne Breit-Keßler
Maria Hilf!
Brühwürfel sind ein No-Go in der guten Küche - feine gekörnte Brühe darf dagegen schon mal sein


25.05.2022

Am 24. Mai feiern katholische Glaubensgeschwister das Schutzmantelfest. Das ist der Tag, an dem einmal mehr der Mutter Jesu gedacht wird – und ihrer mannigfaltigen Unterstützung der Gläubigen. Maria ist zuständig für nahezu alle Lebenslagen – wenn man daran glaubt, dass es eine Mittlerin zwischen Gott und Mensch braucht. „Maria Hilf“ ist sogar ein Schlachtruf, den man während der Kreuzzüge von sich gab. 1814 schließlich hat Papst Pius VII. zum Dank für die Befreiung aus der napoleonischen Gefangenschaft das Fest Maria Hilfe konstituiert.

In der ZDF-Sendung „Küchenschlacht“ wies Spitzenkoch Johann Lafer darauf hin, dass früher – schlechte - Köche „Maria Hilf“ benutzten, wenn das Essen nach nichts schmeckte und mit Brühwürfeln aufgepeppt werden sollte. „Maria Hilf“ gibt es noch heute in unterschiedlicher Form zu kaufen – als Gewürze, die meist Salz, Pfeffer, Paprika, Knoblauch, Liebstöckel, Selleriesaat, Oregano, Petersilie, Chili, Zwiebel und Muskatnuss enthalten. Man muss aber auf den „Beipackzettel“ schauen. Das als primitiver Geschmacksverstärker verpönte Glutamat sollte nicht dabei sein.

Maria, es schmeckt nicht

Nun ist es manchmal tatsächlich so: Dem Essen fehlt Pfiff, es pressiert  und man hat Hunger. Aber Maria hilf? Was denn noch alles? Patronin von Polen, Ungarn und Bayern, zuständig für Eheleute und Sterbende, Schutzmantelmadonna der Verfolgten – herrje, genauer, Herr Jesus, man muss die liebe Frau nicht in jede Bredouille bringen. Eine souveräne irdische Köchin hat selbstgemachte Gemüsebrühe im Haus. So das nicht der Fall ist, empfiehlt es sich, eine feine gekaufte gekörnte und vegetarische Brühe bereit zu halten, am besten noch Bio. Keine Brühwürfel!

Und ganz ehrlich: Manchmal verbraucht heroisches Selbermachen eine Menge Zeit, Energie und Geld. Es ist nicht immer ökologisch, den eigenen Herd und Ofen anzuwerfen, Kräuter darin stundenlang zu trocknen oder Brühen ewig lang ziehen zu lassen. Meine Suppen, Saucen und Brühen sind immer selber gekocht. Ich nehme Rücksicht auf Maria. Aber feine Würze parat zu haben, mit der frau fix nachwürzen kann, ist kein Fehler. Warum sich nicht mit der Mutter Jesu verbünden, um ein köstliches Gericht zu zaubern. Der Herr selbst war ja zuständig für den Wein …

Maria Hilf. Lassen wir mal Küchen- und vor allem andere Schlachten beiseite. Im Mittelalter hatte der Mantelschutz vornehmer Frauen juristische Qualität. Wer sie als Fürsprecherinnen gewann, konnte vor Verfolgung sicher sein. Schutzmantelmadonnen, Maria und andere Frauen, breiten ihren Schleier, ihren Mantel behutsam über Menschen, die Zuflucht bei ihnen suchen. So verstehe ich unsere Küche und den Esstisch: Als Zuhause für Gäste, die sich laben an Gottesgaben. Als Ort, von dem Hilfe ausgeht für Menschen, die Stärkung brauchen. Maria Hilf. Wir Frauen haben die Power, in Gottes Namen das Leben besser zu machen.

Vom Blog zum Buch:
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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.