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Die Kirschenzeit ist fast vorbei. Wenn man dem Statistischen Bundesamt Glauben schenken darf, war die Ernte dieses Jahr sehr erfolgreich: Alle Bäume zusammen haben in Deutschland gut 42 Prozent mehr getragen als im Jahr zuvor. Die süßen Früchtchen haben vom guten Wetter besonders profitiert. Sauerkirschen gab es „nur“ um ein Viertel mehr als 2021. Auf jeden Fall konnte man von Herzenslust frisch genießen, backen oder einmachen für die schreckliche, die kirschlose Zeit. Falls man Kirschen für die Delikatesse hält, die sie sind. Zum Beispiel auch mit Schokolade als Kleid …
Kirschen im Glas lassen sich leicht herstellen. Entstielen, entkernen und auf Gläser verteilen. Wasser mit Zucker und Gewürzen aufkochen. Vanille und Zimt, Amaretto oder Mandelsirup eignen sich besonders. Das heiße Wasser über die Kirschen gießen, die Gläser verschließen und in einem Topf bei etwa 80 Grad einkochen - aber nicht direkt auf den Boden stellen. Selbstverständlich geht es auch anders: Rotweinessig, schwarzer oder grüner Pfeffer, Rosmarin, Ingwer und Chili sind ideale Zutaten für pikante Kirschen, die man zu gebratenem Fleisch, Geflügel und Käse reichen kann.
Einfach und gut
Von meiner Mutter, die alles einmachte, was es an heimischen Obst und Gemüse gab, habe ich gelernt, dass Schattenmorellen, eine der am häufigsten angepflanzten Sauerkirschsorten, sich bestens für Bevorratung eignen. Man verwendet sie für Schwarzwälder Kirschtorte - was mich allerdings wenig beschäftigt, weil ich Torten nicht hinkriege. Aussichtsloses Unterfangen. Das Äußerste, was ich einmal kreiert habe, war eine Prinzregententorte. Die Betonung liegt auf „einmal“. Bei diesem „One Hit Wonder“ belasse ich es, um die ruhmreiche Erinnerung nicht zu verderben.
Aber: Ich habe gelernt, nicht zu verzagen. Abgesehen von den würzigen Früchten, die einfach köstlich schmecken, lassen sich aus konventionell eingemachten Kirschen auch Kuchen backen, die nicht einmal mich überfordern. Gegebenenfalls könnte ich mich beim Servieren mit dem lateinischen Sprichwort „Simplex sigillum veri“ - „das Einfache ist das Siegel des Wahren“ hervortun. Oder noch schöner: Ich erinnere an die Symbolik von Baum und Frucht. Der Kirschbaum ist ein Sinnbild für Reinheit. Die roten Früchte stehen für Liebe, Leidenschaft und Schönheit.
Vielleicht friere ich die letzten Kirschen der Saison bloß ein. Und präsentiere sie im Dezember, am Barbaratag, mit frisch geschnittenen Kirschzweigen. Falls die bis Weihnachten blühen, sind nach dem Volksglauben Glück und Segen zu erwarten. Aus den Blüten könnte ich einen Tee brühen und ihm einen jungen Paar kredenzen. Das führt dann eine erfreuliche Ehe, wie die Japaner meinen. Hm. Mein Mann und ich hatten noch nie Barbarazweige und solchen Tee - und sind trotzdem fröhlich verheiratet. Wir sind kirschenunabhängig. Ich nehme noch eine mit Schokolade drumherum.
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