- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
„Ich habe Schlotfeger aus der Oberpfalz mitgebracht“, erzählt meine Freundin begeistert. „Oh! Neid!“, kommt von mir als Antwort. Und dann noch: „Ich hatte so lange keine mehr …“ Bevor jemand auf ganz falsche Ideen kommt, schnell ein Wort zur Klärung. Schlotfeger, die wir meinen, das sind nicht die netten Schornsteinfeger oder Essen-, Kamin- und Rauchfangkehrer männlichen oder weiblichen Geschlechts. Es sind nicht die großartigen Handwerker, die Abgasanlagen, Feuerstätten, Rauchableitungen, Lüftungsanlagen kontrollieren und reinigen, die auf Luftreinhaltung achten und einen beim richtigen Heizen beraten.
Die Schlotfeger, die meine Freundin gekauft hat, sind ein herrliches Gebäck, Hippen, mit Kuvertüre oder Schokolade umhüllt und mit Schlagsahne gefüllt. Sie heißen so, weil sie an andere Schlotfeger erinnern, an Pflanzen aus der Familie der Rohrkolbengewächse. Und die wiederum werden vielleicht so genannt, weil sie in der Steinzeit verwendet wurden, um Feuer zu machen, weil sie an Lampenputzer erinnern und in Kläranlagen zum Reinigen von Abwasser und zum Entgiften von Erde und Schlamm eingesetzt werden. Also fast so toll und wichtig sind wie Schornstein kehrende Schlotfeger. Pardon, aber: Manchmal muss eine tour d’horizon einfach sein.
Schokolade macht glücklich - Schornsteinfeger auch
Unsere Schlotfeger hat meine Freundin zu einem späten Geburtstagsbrunch serviert. Sie hat sie gekauft. Man kann sie aber auch mit viel Mühe selber machen. Marzipanrohmasse (200 gr), Mehl (40 gr), Zucker, Zimt, Kardamom und ungeschlagenes Eiweiß (5) vermengen und über Nacht im Kühlschrank stehen lassen. Am nächsten Tag ein bisschen Schlagrahm dazu, die Masse in gleich große Quadrate formen und bei 160 Grad knusprig backen. Fix aus dem Ofen über irgendwelchen runden Löffelstielen einrollen und abkühlen lassen. Kuvertüre oder Schokolade schmelzen - am besten edelbittere - und über die Hippen drübergießen.
Wenn es soweit ist, die Hippen mit geschlagener Sahne füllen. Fall sie es bis dahin schaffen … Wenn ja: Rappzapp weg damit! Menschliche Schlotfeger waren schon im Mittelalter Glücksbringer. Mit freien Schornsteinen konnte man kochen und heizen. Die Brandgefahr war gebannt. Heute sorgen die Damen und Herren der Zunft auch für unser umfassendes häusliches und betriebliches Wohl. Kein Wunder, dass von den Leuten gerne mal über die schwarze Jacke gewischt oder an die goldenen Knöpfe gefasst wird, um etwas Glück zu erhaschen. Ich freue mich, wenn ich Schornsteinfegende sehe. Und lasse es bei essbaren Schlotfegern. Die machen auch glücklich. Sehr.
Vom Blog zum Buch:
Sie wollen mehr lesen? Dann gibt es jetzt das Buch dazu von Susanne Breit-Keßler