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Ich bin beunruhigt. Gerade habe ich noch im Urlaub zum Frühstück einen Wassermelonensaft getrunken, süß und rot. Herrlich gesund und kalorienarm. Jetzt erfahre ich, dass in neuneinhalb Wochen Weihnachten ist. Moment … 9 1/2 Wochen? Die Älteren unter uns erinnern sich an den Film mit Mickey Rourke und Kim Basinger. Ging nicht wirklich gut aus. Weder im Film noch im wirklichen Leben. Hat auch nichts mit Weihnachten zu tun. Eher mit emotionalen Blockaden.
Ich also werde im Internet und in allerlei Printerzeugnissen damit konfrontiert, dass in Kürze das Fest der Feste stattfindet und man sich mal besser zügig ans Backen und Geschenke sammeln macht. Rezepte für Dresdner Christstollen, Elisenlebkuchen, Linzer Törtchen und Orangenplätzchen stehen mir vor Augen. Dazu Ischler Krapfen. War das nicht … nein, die Corona-Welle kam nicht aus Bad Ischl im Salzkammergut, sondern aus Ischgl in Tirol. Auch das sollte man besser auseinanderhalten.
Licht im Dunkeln
Also Weihnachten naht. Ich merke, dass mich Lebenskrisen anderer Menschen und die neu ansteigende Corona-Welle sehr beschäftigen und damit von festlichen Gedanken abbringen. Dazu kommen natürlich … ach, ich lasse es. Sie wissen es selbst, was derzeit unsere Gemüter in einem ungewohnten Ausmaß belastet. Und dann soll man frohgemut in die Küche ziehen, Vorräte überprüfen und ergänzen, Geschenkpapier glätten und Schleifen bügeln? Mir ist so gar nicht danach.
Bei der Lektüre vorweihnachtlicher Überlegungen treffe ich auf eine Äußerung, die mich stutzig macht. Angesichts der Energiekrise wurde von Kommunen empfohlen, auf die gewohnte Lichterorgie zu verzichten. „Wenn es nicht überall glitzert und leuchtet, wird es auch nicht Weihnachten“ war die Antwort mancher ergrimmter Bürger und Bürgerinnen. Was? Weihnachten hängt von den verbrauchten Kilowattstunden ab? Strom und Gas machen das Fest?
Das ruft meinen Widerstand hervor. Auch wenn nur eine Kerze brennt oder gar keine, wird Gott Mensch. Da bin ich mir sehr sicher. Er hat ja schon mal den Stall gegenüber Glanz und Gloria vorgezogen. Das muss etwas bedeuten. Volles Leben in der Finsternis, neue Anfänge im Dunkeln der Existenz. Ich werde mich darauf vorbereiten - und zwar jetzt schon. Ich mache eine Liste, wer dieses Jahr besonders aufmerksame Worte braucht, vielleicht auch ein spezielles, mit eigenen Händen gefertigtes Geschenk.
Es gibt Aktionen, an denen man sich mit Paketen und Hilfsgütern aus dem eigenen Haushalt beteiligen kann. Wo besorge ich die Delikatessen fürs Fest, die ich nicht selber produziere - fair gehandelt, außerdem das Tierwohl im Sinn. Muss ich überhaupt alles selber machen? Ich kann kleine Familienunternehmen unterstützen und bei ihnen kaufen, was mir selber ziemlich viel Arbeit machen würde. Noch neuneinhalb Wochen. Das reicht, um alte Beziehungen zu pflegen und neue zu entdecken. Sogar lukullisch.
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