Bild von scharfen Gewürtzen für Japanische Teigtaschen
Bild von scharfen Gewürtzen für Japanische Teigtaschen
sbk
Heißhunger!
Manchmal muss man einfach haben, was man sich erträumt - und es am besten selber machen
14.06.2023

Wir könnten morgen essen gehen, sagt mein Mann. Fein, antworte ich. Vietnamesisch! Thai! Hurra! Vor meinem geistigen Auge tauchen die Lokale auf, die in unserer Stadt authentische asiatische Küche anbieten. Ich hatte eher an bayerisch gedacht, meint der Gatte. Du weißt schon, das schöne Lokal hoch über der Isar, mit der wundervollen Terrasse und dem weiten Blick. Na dann....Der Mann wünscht sich einen zauberhaften Abend à deux - da kann frau nicht ablehnen.

Trotzdem rumort in meinem Inneren der Wunsch nach asiatischem Essen. Wenn ich etwas möchte, kann ich mich nicht so schnell davon verabschieden. Ich war schon als Kind enttäuscht, wenn es mittags anderes gab, als am Morgen angekündigt wurde. Mist! Kirschauflauf statt Nudeln mit Sauce. Nur, weil der Papa günstig Obst bekommen hatte und die Süßspeise zu seinen Leibgerichten gehörte. Dabei hatte ich mich auf Herzhaftes gefreut. Nicht zu ändern. Es gab, was es gab. Inzwischen kann ich gut für mich selber sorgen.

Ich sause deshalb zum Einkaufen. Schon lange wollte ich Gyozas machen, die berühmten japanischen Teigtaschen. Ich kaufe fertige Platten beim Fachhändler und begnüge mich mit der Produktion der Füllung. Zehn Stück zum Ausprobieren. Rezepte gibt es genügend im Internet, aber ich kann und will nicht alles extra kaufen. Das, was wir zuhause haben, muss reichen. Ich nehme 50 gr ausgedrückten Spinat, vermischt mit Chinakohl, 100 gr gehackte Geflügelwürstchen, weil ich kein Fleisch habe.

Dazu kommt eine Frühlingszwiebel, eine eingelegte Knoblauchzehe, 1 EL Sojasauce, 1 EL Sherry, weil er geschmacklich guter Ersatz für Sake ist. Dann gebe ich in die Masse noch 1 EL Sesamöl und etwas Pfeffer. Ich nehme eine Teigplatte, gebe Füllung drauf, bedecke das Ganze mit einer zweiten Platte, befeuchte die Ränder und falte sie in kleinen Wellen. Die Gyozas brate ich in Rapsöl knusprig - nur von einer Seite. Dann gieße ich 50 ml Wasser in die heiße Pfanne. Vorsicht! Es zischt und spritzt ordentlich.

Die Gyozas sind fertig. Beim nächsten Mal mache ich den Teig lieber auch selber. Der gekaufte pappt ziemlich. Aber halt! Er hält. Nur Dressing fehlt noch. Ich nehme zu gleichen Teilen Reisessig und Sojasauce, jeweils 3 EL. Das wird ergänzt mit Sesam- und Chiliöl, je ein halber EL. An Würze braucht es noch Chiliflocken. Köstlich. Und unendlich wandelbar - hinein darf fast alles. Hauptsache Gemüse, das nicht viel Wasser abgibt. Faschiertes jeder Art, auch Seafood, kann verwendet werden, muss aber nicht.

Die Gyozas schmecken supergut. Mein Heißhunger auf japanische Teigtaschen ist fürs Erste gestillt. Jetzt können mein Mann und ich im warmen Frühsommerwind lauschig bayerisch essen gehen. Die haben auch gebratenen Räuchertofu auf der Karte …

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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.