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Zehn Kinder aus Deutschland sowie Betroffene aus Nepal, Bangladesch und Lateinamerika sehen – unterstützt von Umweltgruppen - ihr Grundrecht auf eine gute Zukunft verletzt und klagen vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Bundesregierung. Die Kläger verlangen eine bessere Klimaschutzpolitik. Sie sehen ihre Lebensgrundlagen in Gefahr.
Der große Schweizer Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung hat einmal gesagt: „Mit den Verstand allein kommt die Menschheit nie zur Vernunft“. Wie recht er hatte, sieht man beim Thema Umweltschutz und Klimaschutz. Seit 50 Jahren wird weltweit über diese Themen diskutiert. 25 UNO- Klimakonferenzen mit jeweils zehntausenden Teilnehmern hatten nur ein wirkliches Ergebnis: Dem Klima geht es immer schlechter.
Die Klimabewegung argumentiert bisher überwiegend mit Verstandes-Argumenten. Ihre Stärke ist ihre Verankerung in der Wissenschaft. 27.000 Wissenschaftler haben sich hinter die zentralen Forderungen der Fridays-For-Future-Bewegung gestellt. Greta-Thunberg besuchte die Professoren des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und telefoniert mit Klimaforschern. Millionen Jungendliche gingen 2019 für besseren Klimaschutz auf die Straße.
Jetzt müssen sich auch noch oberste Gerichte mit Klimafragen beschäftigen. Zehn Kinder aus Deutschland sowie Betroffene aus Nepal, Bangladesch und Lateinamerika sehen – unterstützt von Umweltgruppen - ihr Grundrecht auf eine gute Zukunft verletzt und klagen vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Bundesregierung. Die Kläger verlangen eine bessere Klimaschutzpolitik. Sie sehen ihre Lebensgrundlagen in Gefahr.
Gerichte können der Politik nur allgemeine Grenzen aufzeigen, aber kaum eine exakte Grenze für ein Tempolimit oder für CO2-Emissionen festlegen. Eine effektive Klimapolitik braucht etwas ganz Anderes: Umweltbewusste Wählerinnen und Wähler und Eltern, die für die Zukunft ihrer Kinder Verantwortung übernehmen.
In den Zeiten des Klimawandels reicht es nicht mehr, unseren Kindern zu sagen: „Wir lieben euch“, aber gleichzeitig ihre Zukunft zu verbrennen. Eltern, denen es wirklich um die Zukunft ihrer Kinder geht, verhalten sich anders als bisher und wählen anders als bisher. Dafür braucht es mehr Gefühl und Gespür für die eine bedrohte Zukunft: Neues Denken, neues Fühlen, neues Handeln, neues Wählen, mehr Verantwortung. Nur so wird Politik verändert.
In einem Buch, das ich zusammen mit dem Dalai Lama geschrieben habe (erscheint am 12. März), sagt der Papst des Ostens: „Ich würde in der jetzigen Situation in Europa die Grünen wählen. Auch Buddha wäre heute ein Grüner.“
Auf meine Nachfrage warum, ist seine Antwort: „Weil sie eine naturfreundliche Philosophie vertreten wie wir Buddhisten. Über 1.000 Jahre ist uns die Natur heilig“. Dann verweist der Dalai Lama noch auf die Umweltenzyklika von Papst Franziskus.
Die Frage, was in Deutschland die „C“-Parteien dazu sagen, geht mir nicht aus dem Kopf. Schließlich war ich mal 28 Jahre CDU-Mitglied – wegen des „C“.
Ob die Alt-Parteien noch rechtzeitig aufwachen?
Das Klimapaket der Bundesregierung gibt für diese Hoffnung nicht viel her. Sonst müssten die jungen Menschen auch nicht vor das Bundesverfassungsgericht. Sind wir noch zu retten?
Eisberge schmelzen am Süd- und Nordpol, in Alaska und Grönland, im Himalaya und in den Alpen. Wälder brennen in Australien, aber auch in Kalifornien und Russland, in Brandenburg und in Schweden. Die Kosten für Umweltschäden wachsen ins Unbezahlbare, sagen uns die Rückversicherer: Spätestens jetzt, wo die Menschheit die Kontrolle über die Mitwelt zu verlieren beginnt, müssen wir lernen, Ethik und Technik, Gefühl und Verstand in Einklang zu bringen.
Das ist für rein rationalistisch denkende Wissenschaftler eine Kulturrevolution. Der Dalai Lama spricht von notwendender „Herzensbildung“. Aber anders geht es nicht mehr. Der Mensch, auch der wissenschaftlich denkende Mensch, besteht nicht nur aus Kopfdenken. Wir sind eine Leib-Geist-Seele-Einheit.
50 Jahre Umwelt- und 30 Jahre Klimadiskussion zeigen zur Genüge, dass Carl Gustav Jung Recht hatte: „Mit dem Verstand allein, kommt die Menschheit nie zur Vernunft.“ Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat schon vor mehr als zehn Jahren gesagt: „Die Klimafrage ist die Überlebensfrage der Menschheit“, doch auch das neueste Klimapaket ihrer Bundesregierung wird dieser Erkenntnis nicht gerecht.
Der Dalai Lama sagt dazu: „Ohne Menschen ginge es der Erde besser.“ Noch lacht er dabei. Und fügt hinzu: „Wir Buddhisten glauben an die Wiedergeburt und müssen schon aus egoistischen Gründen an einem gesunden Planeten interessiert sein.“
- Das neue gemeinsame Buch des Dalai Lama und von Franz Alt „Schützt die Umwelt – Der Klima-Appell des Dalai Lama an die Welt“ erscheint am 12. März im Benevento-Verlag.