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„Wie viele Divisionen hat der Papst?“ soll Stalin mal gefragt haben. Papst Franziskus hat zwar keine Divisionen, aber Putin dürfte die immer deutlicher werdende Kritik des Papstes am Ukraine-Krieg ähnlich fürchten wie Chinas Gewaltherrscher Xi Jinping den Dalai Lama fürchtet.
Die chinesischen Kommunisten schreien jedes mal Zeder und Mordio, wenn irgendeine Regierung den Dalai Lama empfängt. Die Regierung in Peking verfügt über vier Millionen Soldaten, über Panzer, Raketen und Atomwaffen, hat aber Angst vor der geistigen Macht eines einfachen Mönchs. Wie lächerlich. Aber auch wie vielsagend.
Jetzt hat der Papst seine Kritik am Putin-Krieg in der Ukraine verschärft. Franziskus nannte diesen Krieg einen „perversen Machtmissbrauch“. Bei einer Kirchenkonferenz in der slowakischen Hauptstadt Bratislava sagte der Papst: „Einmal mehr ist die Menschheit durch einen perversen Machtmissbrauch und parteiische Interessen bedroht, die wehrlose Menschen dazu verurteilen, jede Form von Gewalt zu erleiden“.
Papst: „Krieg ist eine Niederlage der Menschheit“
Putin ist ein Massenmörder. Aber der christlich orthodoxe Patriarch Cyrill von Moskau überhöht diesen schrecklichen Massenmord in der Ukraine zu einem heiligen Krieg. Dafür hat Franziskus seinem Moskauer Glaubensbruder jetzt am Telefon die Leviten gelesen und – laut Radio Vatikan – gesagt: „Früher sprach man von einem heiligen oder gerechten Krieg. Heute können wir so nicht mehr reden. Das christliche Bewusstsein hat sich entwickelt“. Franziskus zu Cyrill: „Kriege sind immer ungerecht.“
Gegen die Putin-Unterstützung durch Cyrill regt sich auch innerhalb der russisch-orthodoxen Kirche endlich Widerstand. 300 Geistliche dieser Kirche haben jetzt in einer Unterschriften-Aktion gegen den Krieg protestiert, aber auch gegen die Kriegsverherrlichung ihres Patriarchen.
Die mutige russische Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa ist ihrem Gewissen gefolgt und hat die offizielle Nachrichtensendung des Staatsfernsehens gestört, ihr selbst gemaltes Schild „No war“ in die Live-Kamera gehalten und den überraschten Fernsehzuschauern zugerufen: „Ihr werdet alle belogen.“
Dem „Spiegel“ sagte die neue russische Heldin danach: „Ich wollte zeigen, dass auch Russen gegen diesen Krieg sind.“ Sie sei jetzt die „Feindin Nr. eins in Russland“. Für ihre mutige Tat drohen der Fernsehjournalistin viele Jahr Haft. Sie wusste das.
Es wäre sehr hilfreich, wenn auch der Moskauer Patriarch und Putin-Freund endlich sein Gewissen entdecken und sich an die Bergpredigt Jesu erinnern würde. Hier hat der junge Mann aus Nazareth die Friedensstifter selig gepriesen und nicht die, welche die Gewalt verherrlichen und den Krieg anbeten.
Die Heilkraft der Religionen kann erst dann wirkmächtig werden, wenn ihr Bodenpersonal nicht nur fromme Sprüche darüber macht, sondern sie auch wirklich lebt.