Kann Mozart versöhnen? Mit Musikern aus aller Welt lernen palästinensische Kinder in Ramallah Geige spielen. Oder Posaune. Und erleben so Zuwendung und Begeisterung
07.10.2010

Autsch! Das tat weh. Was, das war doch bloß ein halber Ton daneben? Ein halber Ton in Mozarts Streichquintett, ich bitte Sie! Das ist die Hölle, das geht überhaupt nicht. Und dann diese Duja. Ein nettes Mädchen übrigens, gerade mal 15 und auf dem Cello ziemlich talentiert. Aber kann sie nicht mal für eine Viertelstunde den Kaugummi aus dem Mund nehmen? Und die Turnschuhe ausziehen? Turnschuhe beim Orchesterauftritt mit Mozarts Streichquintett! Duja lacht. Müssen Lehrer immer so penibel sein? Und das, wo sogar das Fernsehen kommt!

Palästina braucht den Frieden. Aber braucht Palästina Mozart?

Palästina braucht den Frieden. Aber braucht Palästina Mozart? Daniel Barenboim, der Pianist, Dirigent und Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden, glaubt, dass beides zusam- menhängt. Er ist überzeugt, dass Musik dazu beiträgt, die Menschen zu versöhnen und ihre Seelen zu heilen. Dass sie sogar helfen könnte, Frieden zwischen Palästina und Israel zu stiften. Deshalb hat er die Free International Music School ins Leben gerufen. Gestandene Instrumentalisten und Dirigenten aus Deutschland, den Niederlanden, Australien, Österreich, Südkorea geben Kindern in Ramallah Musikunterricht, bauen ein palästinensisches Jugendorchester auf und geben Konzerte.

Von Ramallah im Westjordanland kennt man immer nur solche Bilder: die Steinewerfer während der Intifada, der sterbende Arafat unter Hausarrest, die Flüchtlingscamps. Einschusslöcher in den Häusern, Checkpoints, die israelische Mauer. Das ist Palästina.

Ein G und noch ein G und noch ein G.

Doch in Ramallah gibt es Orte, an denen geht es nicht um Bilder, sondern um Töne. Einer von diesen Orten trägt den schönen Namen "Friends School", Schule der Freunde. Eine wohlhabende Oase im nervösen Gewimmel der Stadt mit ihrem Autochaos und ihren vielen Händlern. Eine Oase mit Gärten, Computern und einer Bibliothek. Die Bibliothek ist gut sortiert, aber schlecht geheizt. Bakr hat kalte Finger. Doch Bakr soll ein G spielen. Ein klares, langes, sauberes G, auf der leeren Saite seines Cellos mit gleichmäßigem Bogenstrich. Ein G und noch ein G und noch ein G. Eine Minute lang. Fünf Minuten lang. Damit aus dem G ein Klang wird. Damit aus dem Klang einmal ein Stück von Mozart werden kann.

Peter Thiemann ist im Hauptberuf Solocellist an der Oper in Barcelona und übt oft monatelang für ein Konzert. Bakr ist beeindruckt und genervt. Immer üben ­ puuh. Und pünktlich sein! Und dann die Bogenhand, an ihr muss Bakr arbeiten, jeden Tag. "Wie ein Maler musst du den Bogen bewegen. Hast du schon mal etwas mit einem Pinsel gemalt?" ­ "Nein." Der Lehrer nimmt Bakrs Hand und führt sie mit dem Bogen über die Saiten. "Ja! So! Das ist viel besser!"

Bakr träumt davon, in Berlin Komposition zu studieren. Arabischen Jazz mag er besonders. Wenn er auf der Laute improvisiert, versinkt er in seiner Musik. Dann sitzt er in der großen Wohnung seiner Eltern im Badezimmer, weil dort die Akustik am besten ist, und vergisst alles um sich herum. Die arabische Musik sei wie ein Zuhause. Mozart bedeutet Noten lesen, Regeln beachten, dem Dirigenten folgen. Mozart ist fremd und schön. Und er ist Bakrs Eintrittskarte in die westliche Welt.

Daniel Barenboim hat sich viel vorgenommen, als er zusammen mit dem inzwischen gestorbenen palästinensischen Intellektuellen Edward Said die Barenboim-Said-Stiftung gründete. Die Stiftung finanziert die Lehrer der Free International Music School, die seit 2003 mit Kindern und Jugendlichen in Ramallah arbeitet. Außerdem hat Barenboim 1999 das West-Östliche-Diwan-Orchester gegründet, in dem erwachsene Musiker aus dem ganzen Nahen Osten gemeinsam spielen.

Sein Freund wurde beim Steinewerfen von israelischen Soldaten erschossen

Für ihre Arbeit in Ramallah haben die Musiker sich Partner gesucht: die Friends School, eine Privatschule, die von Quäkern gegründet wurde, aber vorwiegend von muslimischen Schülern besucht wird. Das Konservatorium. Und die palästinensische Musikervereinigung Al Kamandjâti. Es gibt ein Foto, das zeigt ihren Direktor Ramzi Aburedwan, wie er als Kind Steine auf Israelis warf ­- sein Freund wurde beim Steinewerfen von israelischen Soldaten erschossen. Im Sommer 2004 spielte Ramzi Geige vor der gerade errichteten Mauer.

Das Haus von Al Kamandjâti liegt mitten im alten Ramallah. Es ist ein schönes Haus mit dicken Mauern, Dachterrasse und metallenen Türen, die wie fliegende Skulpturen aussehen. Im Al Kamandjâti packt die zwölfjährige Iman ihre Klarinette aus. Es ist kalt, und deshalb trägt Iman einen Mantel und statt des Kopftuchs eine rosa gestreifte Mütze. Anna-Mareike Vohn ist 23 und hat bei der berühmten Klarinettistin Sabine Meyer studiert. Aber darauf kommt es jetzt nicht an, denn Iman kriegt keinen Ton aus ihrem Instrument heraus. Iman spricht kein Englisch und deshalb erklärt Anna-Mareike ihr auf Arabisch, wie sie den Mund ansetzen muss. Sie nimmt Imans Hände und legt sie sich auf den Bauch, damit diese die Atmung spüren kann. Dann legt Iman sich auf den Boden, und Anna-Mareike legt ihr den Klarinettenkasten auf den Bauch. Iman ist verlegen. Anna-Mareike ist beruhigend und behütend. Ein Ton, ein einziger Ton. Dass der so viel Mühe macht.

Iman wohnt zwei Straßen weiter. Es ist eine arme Gegend, und Iman wohnt in einem armen Haus. Sie hat eine Schwester, die Geige lernt, und einen Vater, der einmal 40 Schafe hütete. Doch die Schafe wurden krank und die Israelis haben nicht erlaubt, die nötigen Medikamente nach Ramallah zu bringen, so erzählt er es. Sechs Wochen war Ramallah besetzt. "Das hat mich gebrochen", sagt der Vater und schweigt zusammen mit seiner Frau. Wird es einmal Frieden mit Israel geben? "Nein", sagt die Mutter. "Das weiß nur Gott", sagt der Vater.

"Musik schafft Zeiträume, in denen Menschen sich bergen können"

Es ist nicht schwer, Argumente für die segensreiche Wirkung der Musik zu finden. Musik gilt als Alleskönnerin: Sie fördert die Intelligenz, Konzentration, Kreativität, Leistungsbereitschaft. Eine Studie hat sogar gezeigt, dass benachteiligte Kinder von Musikerziehung besonders profitieren und dass sich mit ihr die Gewaltbereitschaft senken lässt. "Musik schafft Zeiträume, in denen Menschen sich bergen können", sagt der Musikwissenschaftler Reinhard Flender.

In Ramallah erzählt man sich andere Geschichten. Sie handeln von israelischen Soldaten, welche in Wohnungen eindringen, von Schüssen in der Nacht, von der Angst an den Checkpoints. Die Musiker haben erlebt, wie in ihrem Stammlokal plötzlich wild in die Decke geschossen wurde ­ vermutlich von Mitgliedern der Al-Aksa-Brigaden. Bei einer Konzertreise nach Nablus ist es am Grenzübergang zu Chaos und Schüssen von israelischen Soldaten gekommen.

Seit der zweiten Intifada ist es fast unmöglich geworden, für Konzertbesuche oder Auftritte in die umliegenden Städte zu fahren. Die Mauer hat Ramallah vom Kulturaustausch mit Jerusalem und Bethlehem praktisch abgeschnitten. In Ramallah gibt es keinen Konzertbetrieb, keine Noten und kaum CDs zu kaufen. Die beiden Plattenläden führen nur arabische Musik. Einer von ihnen hat fünf Klassik-CDs im Angebot, darunter eine mit Bach-Kantaten. Ob er die kenne? Der Ladenbesitzer zuckt die Achseln und ist selbst erstaunt, was er da im Angebot hat.

Duja, die so gerne Kaugummi kaut, ist trotzdem gereist. Musik öffnet viele Türen, nicht nur nach innen. Sie war schon bei Workshops in Österreich, Spanien, Dubai. Ihre Quintettpartnerin Tyme, die erfolgreichste unter den Schülern, hat sogar schon unter Barenboim gespielt. Sie, eine Palästinenserin, wird in Berlin Geige studieren ­ so was hat es in Ramallah noch nicht gegeben. Natürlich haben die jungen Frauen bei ihren Reisen auch Israelis kennen gelernt, junge Musiker wie sie selbst ­ "gute Israelis", wie Duja findet, die nicht zum Militär gegangen sind. "Aber in Ramallah kennen wir keine Israelis außer den Soldaten."

In Ramallah diskutieren die Musiker sich oft die Köpfe heiß. Soll man die Elite fördern oder Musikunterricht eher als eine Art Sozialarbeit verstehen? Der Orchesterleiter will für die staatlichen Schulen einen Lehrplan entwickeln. Die Solisten wollen mehr Zeit zum Üben, damit sie richtig gute Konzerte geben können. Schlechte Konzerte seien eine Beleidigung für die Palästinenser, schimpft Daniel Ploeger, der Posaunist aus den Niederlanden. "Außerdem müssen wir mehr in die Camps rein", sagt er und meint: Wozu soll ich in Palästina Bildungsbürger-Kinder unterrichten?

Daniel ist ein direkter Typ. Wenn er redet, sprüht er vor Energie. Wenn er unterrichtet, macht er gern den Clown. Daniel findet, dass Mozart nicht unbedingt gut zu Ramallah passt. Zu so einer zerrissenen Stadt gehöre eher etwas Experimentelles, Schräges. Berlioz, Stockhausen, eigene Klangperformances. Peter sieht das anders. Er schwört auf das humanistische Potential, auf die Friedenskraft der Klassik. Aber Versöhnung? Das wäre dann doch zu viel verlangt. "Musik schafft einen Freiraum, in dem der palästinensische Konflikt für eine Zeit aufhört. Das ist alles."

Maiada könnte man sich gut in Paris oder Rom oder Berlin vorstellen: eine selbstbewusste junge Frau mit Hüftjeans, wie sie überall in den westlichen Metropolen getragen werden. In Paris oder Berlin würde Maiada nicht auffallen. Dort, wo sie wohnt, wirkt sie wie eine Fremde.

Maiada lebt im Amari-Flüchtlingscamp. Das Camp sieht genauso aus wie die Bilder, die man immer im Fernsehen aus Palästina sieht: Holpergassen, bröckelnder Putz, spielende Kinder in schmutzigen Kleidern. Und überall dieser Staub, der sich auf alles zu legen scheint, auch aufs Gemüt. Eine Viertelstunde braucht man mit dem Auto vom Zentrum ins Amari-Camp. Wenn man durch die niedrige Tür in Maiadas Zuhause tritt, hat man Lichtjahre zurückgelegt: eine Hütte mit feuchten Wänden, die Großmutter sitzt auf den kalten Steinen und brät Zucchini auf einer offenen Feuerstelle. Die Mutter ist lange tot, der Vater nach Gaza abgehauen. Als er sich nach zwölf Jahren wieder bei seiner Tochter meldete, wollte er sie mit einem Cousin verheiraten.

Wie eine Botschaft von einem hoffnungsvolleren Stern hängt das Foto an der Wand: Maiada mit ihrer Geige und ihre Lehrerin Anna-Sophie Brüning am Klavier über Noten gebeugt. Ohne die Geige wäre ihr Leben leer, sagt Maiada und dass sie am liebsten die traurigen Lieder möge. Nicht sehr talentiert, urteilen einige Lehrer, und sie habe viel zu spät angefangen. "Aber sie singt sehr schön", sagt Anna-Sophie, die sie seit zwei Jahren unterrichtet und das Jugendorchester mit aufgebaut hat.

Zu Anna-Sophie sagt Maiada manchmal Mama. Sie ist ihr Halt, jemand, der zuverlässig ist, der zuhört. Jemand, der sie mit der Geige in die Welt des Klangs hinüberrettet. Und der mit ihr gemeinsam ganz praktisch über die Zukunft nachdenkt.

Maiada träumt davon, Polizeichefin zu werden

Maiada träumt davon, Polizeichefin zu werden, für die Rechte der Frauen zu kämpfen, unabhängig zu sein. Vom Frieden mit Israel träumt Maiada nicht. Den Frieden kann sie sich nicht vorstellen. "Wir werden immer schwach sein und die Israelis stark", sagt sie und dass die Selbstmordattentäter für sie Märtyrer sind. Maiada sieht, dass Anna-Sophie natürlich auch israelische Freunde hat.

"Also, Versöhnungsarbeit machen wir hier nicht", diesen Satz hört man von den Musikern öfter. Was verlangt ihr alles von der Musik! Versöhnung ist in Palästina ein missverständliches Wort, das häufig mit Selbstaufgabe gleichgesetzt wird, und die Musiker wollen nicht zwischen die Fronten geraten. Auch über Barenboim gehen die Meinungen auseinander. Barenboim gebe nur seinen Namen und wolle den Friedensnobelpreis, sagen einige. "Soll er doch. Ohne ihn wären wir nicht hier", lenkt der Orchesterleiter ein.

Daniel Barenboim kommt aus einer russisch-jüdischen Familie und ist israelischer Staatsbürger. Er ist in den 50er Jahren in Israel zur Schule gegangen. Dass er so laut für die Versöhnung zwischen Israel und Palästina eintritt, sehen viele Palästinenser mit Skepsis. Seit Barenboim mit seinem West-Östlichen-Diwan-Orchester in Ramallah aufgetreten ist, ist die Spannung noch größer geworden. Denn in dem Orchester haben auch Israelis mitgespielt.

Gemeinsame Konzerte mit Israelis?

Gemeinsame Konzerte mit Israelis? Wieso nicht, sagt der 15-jährige Yasar, der die zehn Dollar Leihgebühr für seine Posaune nicht zahlen kann. Sein Vater, ein Politiker, sitzt seit vier Jahren im Gefängnis. Auf keinen Fall, sagt das palästinensische Konservatorium, an dem viele der internationalen Musiker Schüler hatten. Das Konservatorium hat die Zusammenarbeit mit der Barenboim-Said-Stiftung aufgekündigt. Die Lehrer hätten die guten Schüler abgezogen, heißt es. Das palästinensische Jugendorchester gehöre dem Konservatorium, nicht der Free International Music School. Der Direktor des Konservatoriums will mit der Journalistin aus Deutschland nicht sprechen. Er schickt seinen Projektleiter vor, einen engagierten Mann, der auf die kommerzielle Dudelmusik in den Medien schimpft und stolz darauf ist, dass das Konservatorium auch während der Intifada gearbeitet hat. "Musik wird das Problem der Checkpoints nicht lösen", sagt er. Und Barenboim wolle mit der Musik nur Politik machen.

Musik ist ein Fenster für den Blick ins Paradies", sagt der Musikwissenschaftler Hermann Rauhe, "sie schafft Beziehungen, weil sie selbst ein Beziehungsgefüge von Rhythmen, Tönen, Klängen, Formen, Bewegungsabläufen und Stimmen ist." Für eine halbe Stunde ist das Paradies ein Garten. Der lehmige Boden ist von herabgefallenen Blättern bedeckt. Winterstimmung in Ramallah, mit kühler, klarer Luft und fahlem Licht. Das Haus, das zum Garten gehört, ist einfach, aber nicht arm, die Stube klein, nur der Fernseher mit dem ständig laufenden Musikkanal ist sehr groß.

"Mist, ich habe schon wieder meinen Notenständer vergessen." Im Garten legt Dianna Gaetjens die Noten auf einen Plastiktisch. Dianna unterrichtet Horn und Trompete, sie kommt aus Australien und hat sich für Ramallah ihre blonden Haare schwarz gefärbt. Dalia packt ihre Trompete aus. Do re mi fa, singt Dianna. Krächz, macht die Trompete. Dianna lacht, ist locker, scherzt, bläst die Schwermut fort, wenigstens für eine halbe Stunde. "Was ist los, hast du Angst? Übe vor dem Spiegel und beobachte deine Lippen." Dalia kichert. "Hula, hula", ein Tanz aus Hawaii, ist als Nächstes dran.

"Das Leben ist nicht nur schlecht. Es ist auch schön, wie in der Musik"

Die Mutter stellt Kaffeegläser auf ein Tischchen. Manal ist eine freundliche, kleine Frau mit spitzem Gesicht und traurigen Augen. Kann sie sich vorstellen, dass Dalia einmal in einem Orchester mit Israelis spielt? "Die Juden sind unsere Feinde, wie können wir da mit ihnen zusammen spielen?" Und warum hat Dalia dann Musikunterricht bei der Barenboim-Said-Stiftung? "Weil Musik Dalia glücklich macht. Das Leben ist nicht nur schlecht. Es ist auch schön, wie in der Musik. Und ich bin froh über alles, was meinen Kindern weiterhilft."

Man müsste die Augen schließen und für ein paar Minuten nur hinhören. Ramallah erkennt man an seiner Musik, so wie man andere Städte an ihren Gerüchen oder Farben erkennt. Die Stadt spielt in großer Besetzung, mit hupenden Taxifahrern und Ladenbesitzern, welche die Straßen mit orientalischen Gesängen aus übersteuerten Lautsprechern beschallen. Es ist ein fordernder Beat, ein nervöser Rhythmus in einer zu hellen Tonlage, der den Puls dieser Stadt bildet. Ein Sound, gekennzeichnet von einer inneren Unruhe, die ständig auf sich aufmerksam macht und doch ins Leere läuft. Es ist die Symphonie einer vom politischen Konflikt erschöpften Stadt.

Könnte man diese Symphonie auch anders spielen? In Ramallah werden ihr jeden Tag neue, hoffnungsvolle Töne hinzugefügt. Ein klares, strahlendes G, das ein Vierzehnjähriger seinem Cello entlockt. Ein Mozartquintett. Das Gekicher eines Jugendorchesters auf der Suche nach dem gemeinsamen Rhythmus. Der Satz: Du schaffst es. Und ich helfe dir dabei.

Im Al Kamandjâti singt ein Zehnjähriger mit heller Stimme ein arabisches Lied. Er übt für einen Auftritt in Frankreich. Man muss mit dem Fuß mitwippen. Freitagmorgen in Ramallah. Die Wintersonne scheint und wärmt. Von der Dachterrasse des Al Kamandjâti aus schweift der Blick über die geflickten Dächer mit ihren Antennen und schwarzen Wasserbehältern. Aus den Lautsprechern der Moschee dröhnt der Sprechgesang des Muezzins, aus den Autoradios scheppern arabische Hits.

Auf der Dachterrasse hat die neunjährige Nadine ihre erste Cellostunde. Peter hat einen Teppich auf dem Steinfußboden für sie ausgerollt. "Vier Seiten hat dein Cello", erklärt er, doch Nadine versteht kein Englisch und so kniet er nieder und zeigt ihr, aus welchen Teilen ihr Instrument besteht. Plötzlich dringt ein ohrenbetäubendes Getrommel herauf. Mit militärischem Gleichschritt marschieren zwanzig Jungs durch die Gassen und schlagen wie wild auf ihre Pauken und Trommeln ein ­ das klingt wie Schützenverein auf Arabisch. Auf der Dachterrasse spielen sie inzwischen "Alle meine Entchen".

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das Roller aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.