Ein wichtiger Hinweis vorab: Der folgende Text handelt von Menschen, die Suizid begangen haben. Falls Sie selbst Suizidgedanken haben, nehmen Sie bitte Hilfe in Anspruch. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr anonym und kostenlos erreichbar unter 0800-1110111 und 0800-1110222.
Alice und Ellen Kessler sind am vergangenen Montag bei München im Alter von 89 Jahren gestorben. Schon der Umstand, dass die Schwestern – vielen bekannt als die Kessler-Zwillinge – am selben Tag starben, ließ einen Suizid vermuten.
Inzwischen hat die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) bestätigt, dass die Schwestern Mitglieder der DGHS waren. Laut Merkur.de hätten eine Ärztin und ein Jurist ein tödliches Medikament mitgebracht und seien dabei gewesen, als sich Alice und Ellen Kessler dieses verabreichten. Auf ihrer Internetseite listet die DGHS in ihrer Presseschau auch einen entsprechenden Bericht des Bayerischen Rundfunks.
Man kann aber auch sagen: Da wirbt ein Sterbehilfeverein mit dem assistierten Suizid zweier prominenter Frauen für die eigene Überzeugung. Und das ist zynisch, denn am Ende eines assistierten Suizids ist ein Mensch tot. DGHS-Präsident Robert Roßbruch hat dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) ein Telefoninterview gegeben. Der Jurist klingt, als wolle er eine Dienstleistung unter vielen anderen anbieten. Roßbruch argumentiert: Wer bei der DGHS um einen assistierten Suizid bitte, müsse "freiverantwortlich" handeln. Zudem lasse man sich "bei kranken Menschen" die Krankenunterlagen zuschicken und prüfe diese. Fänden sich Anhaltspunkte für eine "psychiatrische Diagnose", würde ein psychiatrisches Gutachten eingefordert. So einfach ist das?
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