Glaube und Psyche
Hilft Beten doch?
Religiosität kann vor psychischer Erkrankung schützen. Sie kann sich aber auch negativ auswirken. Ein Interview mit dem Psychotherapeuten Markus Steffens über heilende und gefährliche Arten zu glauben
Ein junger Mann mit Bart steht unter einem schönen blühenden Baum. Er hat die Augen geschlossen und genießt den Augenblick
Den Augenblick genießen
Victor Dyomin / Getty Images
Tim Wegner
01.04.2025
6Min

chrismon: Welche Rolle spielt Religiosität in der Therapie von psychischen Erkrankungen?

Markus Steffens: Persönlicher Glaube, Religiosität, Spiritualität kann eindeutig ein Resilienzfaktor sein, es kann die Widerstandskraft gegen psychische Erkrankungen erhöhen. Man darf aber nicht denken, dass religiöse Menschen vor psychischer Erkrankung gefeit wären! Jeder Mensch kann zum Beispiel in eine Depression geraten. Aber wenn eine Person psychisch erkrankt ist, kann Religiosität helfen, zügiger aus der Krise rauszukommen.

Religiosität, Spiritualität – wo ist für Sie der Unterschied?

Spiritualität ist der größere Begriff, Religiosität ist ein Teil davon. Religiosität hat immer etwas mit einer persönlichen Gestaltung und Lebenspraxis von Religion, mit einem persönlichen Glauben an Gott zu tun. Spiritualität bezieht auch Weltanschauungen außerhalb der institutionalisierten Religionen ein.

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Klinik Hohe Mark

Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Suchtmedizin in Oberursel und Frankfurt am Main. Die Klinik gehört zum christlichen Netzwerk des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbands (DGD). Sie bietet Patientinnen und Patienten auch einen besonderen geistlichen Rahmen als therapeutische Begleitung. Dazu gehören Gottesdienste, Seelsorge, Andachten, ein Gesprächsforum zu Lebens- und Glaubensfragen. Diese Angebote sind aber bewusst von der therapeutischen Arbeit getrennt. Bei der Therapie werden Fragen, die den persönlichen Glauben betreffen, nur auf Wunsch der Patientinnen und Patienten bearbeitet.

Die Klinik Hohe Mark wurde 1904 eröffnet - als Privatklinik für den europäischen Hochadel. Prof. Dr. Adolf Albrecht Friedländer, Gründer, Besitzer und Ärztlicher Leiter der damaligen Klinik, war ein international bekannter Nervenarzt. Er stellte die Heilung in den Mittelpunkt, weshalb sich die Klinik von anderen Einrichtungen unterschied, in denen psychisch kranke Menschen lediglich "verwahrt" wurden, wie es damals üblich war. Dies kommt auch im damaligen Begriff der "Kuranstalt" zum Ausdruck. Friedländer hatte eine streng medizinisch-naturwissenschaftliche Sicht und führte psychische Erkrankungen auf hirnorganische, physiologische Ursachen zurück. Mit dieser Sicht der Dinge lag Friedländer in wissenschaftlicher (und auch persönlicher) Konkurrenz zu Sigmund Freud (1856–1939) und dessen Theorie der Psychoanalyse.

Weitere Infos unter www.hohemark.de.

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