Los Angeles, an einem Frühlingstag im Kriegsjahr 1942. Estelle Ishigo traute ihren Augen nicht: Auf dem Bürgersteig in einer beschaulichen Wohngegend stapelten sich Reisekoffer und prall gefüllte Beutel. Darin die Habseligkeiten von 450 japanischen Amerikanern, streng rationiert und eilig gepackt für eine ungewisse Zukunft. Unter bitteren Tränen oder in stummer Angst warteten sie auf Busse, die sie unter den Blicken von Soldaten wegbrachten. Fassungslos kramte Estelle, verheiratet mit dem Einwandererkind Arthur Ishigo, ihr Notizbuch heraus und zeichnete: eine junge Frau, die einen Herzinfarkt erleidet. Eine Busfahrt in eine Barackenstadt, draußen Menschen mit feindseligen Gesichtern, die an dem Schicksal ihrer Nachbarn nichts Anstößiges finden können.
Nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor ließen US-Regierung und Militärs beinahe alle 120 000 Japaner und japanischstämmigen US-Amerikaner, die an der Westküste lebten, in Barackenlager sperren. Sie galten als Sicherheitsrisiko, obwohl Nachrichtendienste nie einen Fall von Spitzelei oder Sabotage nachwiesen.
Estelle Peck wurde 1899 in Oakland als Tochter eines Landschaftsmalers und einer Opernsängerin geboren, sie hatten wenig Zeit und Interesse für ihre Tochter. Estelle verlebte eine unglückliche Kindheit in der Obhut von Kindermädchen, Verwandten und Fremden, erfuhr dort sexuelle Gewalt. Nach dem Schulabschluss büxte sie aus, verbrachte die Zwanziger im kosmopolitischen und rasant wachsenden Los Angeles, zwischen Jugendabenteuern und Kunsthochschule, wurde Malerin, wie ihr Vater. Als sie Arthur Ishigo heiratete, der eher glücklos von einem Leben als Schauspieler in Hollywood träumte, wurde sie von den Eltern enterbt, die Ehe mussten sie wegen der Rassengesetze in Mexiko schließen.
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Wissenswertes über Estelle Ishigo
Dokumentation: Days of Waiting (Steven Okazaki, 1990)
Autobiographischer Roman: Lone Heart Mountain (Estelle Ishigo, 1972)
Die Sammlung Estelle Ishigo des Japanese American National Museum enthält Zeichnungen und Aquarelle aus Pomona und Heart
Sehr geehrte Damen und…
Sehr geehrte Damen und Herren,
für den Artikel "Hinter Stacheldraht", S. 22, danke ich Ihnen.
Ich lese viel, aber zu diesem Thema habe ich noch nichts gefunden.
Es tut mir wissensmässig gut, auch über Leben in den USA während des Zweiten Weltkriegs zu hören.
Im Buch "Ein Deutscher in der Welt" von Klaus Mehnert erfuhr ich viel, vor allem aus Asien wie auch aus dem Buch "Der Zweite Weltkrieg" vom englischen Historiker, John Keegan. Aber über die Japaner in den USA nix!
Na ja, es ist auch Siegerleben, dass der Amerikaner daheim.
Ihnen alles,Gute
Wolfgang Becker
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So eine Lebensgeschichte der…
So eine Lebensgeschichte der Internierten Ehefrau eines Amerikaners mit japanischen Eltern sollte nicht kommentarlos gedruckt werden.
Immer gehören Bilder und Berichte der japanischen Gefangenenlager als Hinweis an die Leserschaft dazu.
Für diese Grausamkeiten in den Lagern an Kindern,Frauen und Männern hat Japan niemals um Verzeihung gebeten.
Freundliche Grüße / via iPhone
Heike Metzger
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