Die Dreharbeiten zu James Camerons "Titanic" (1997) verlangten Kate Winslet, Hauptdarstellerin der Figur Rose, einiges ab. Vier Monate lang schlief sie maximal vier Stunden pro Nacht, sie litt an Unterkühlung, war mehrfach schwer erkältet und wäre einmal fast ertrunken. Was den Medienhype von "Titanic" begleitete, war aber nicht die physische oder darstellerische Leistung der damals erst 21-jährigen Winslet. Während sich eine Generation von Fans in Jack (Leonardo DiCaprio) schockverliebte, ging es bei Kate Winslet meistens ums Gewicht – und das jahrelang.
Jetzt ließe sich einwenden: Prominenz bringt eben nicht nur Privilegien, und die Boulevardpresse interessiert sich nicht für künstlerische Leistungen, sondern für Klatsch und Tratsch. Trotzdem gehen Medien und Öffentlichkeit mit keiner Gruppe härter ins Gericht als mit jungen Schauspielerinnen. Ihre Körper werden – anders als die ihrer männlichen Kollegen – ganz selbstverständlich kommentiert und kritisiert.
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Hinzu kommt ein Phänomen, das Schauspielerin Amandla Stenberg ("Die Tribute von Panem") 2016 als "Jennifer Lawrence Fatigue" bezeichnete: Nach dem immensen Erfolg der "Tribute von Panem"-Reihe hatten Medien und Publikum die Hauptdarstellerin Lawrence plötzlich satt, sie konnte nichts mehr richtig machen. Lawrence pausierte für zwei Jahre. Ähnliche Erfahrungen machte auch Keira Knightley. Die 1985 geborene Schauspielerin wurde durch den Erfolg der "Fluch der Karibik"- Filme 2003 über Nacht weltweit bekannt. Während sie in der britischen und US-amerikanischen Ausgabe des Männermagazins "FHM" und in anderen Lifestylemagazinen als "Sexiest Woman" auf den oberen Plätzen rangierte, ließ sich die Yellow Press gleichzeitig über ihr markantes Kinn aus. Auch bei ihr stand das Gewicht immer wieder zur Diskussion. Knightley wurde jahrelang unterstellt, sie leide an Magersucht. Der "Guardian" konstatierte 2014: "Sie ist erst 29 Jahre alt und doch hat sie in ihrer kurzen Karriere schon außergewöhnlich viel Feindseligkeit auf sich gezogen. Mal ist sie zu hübsch, um ihres Erfolges würdig zu sein, dann ist sie zu eingebildet oder zu dünn." Auch Knightley zog sich zurück, wählte kleinere Rollen und spezialisierte sich erfolgreich auf historische Filme. Weil ihr die meisten zeitgenössischen Rollen, die ihr als Frau angeboten werden, zu wenig komplex sind, sagt sie. Nacktszenen dreht sie ausschließlich mit Regisseurinnen.
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