Afghanische Frauen in Deutschland
Die Angst vor den Taliban greift um sich
Pro-Taliban-Gruppen in Deutschland werden aktiver. Afghanische Frauen leben in Angst, seitdem ein Taliban-Funktionär in Köln auftrat. Im Gastbeitrag fordert die Journalistin Nilab Langar vom deutschen Staat: Schützt uns!
Drei Frauen, verhüllt mit Kopftüchern, in der Ditib Moschee in Ehrenfeld (Symbolfoto)
Drei Frauen, verhüllt mit Kopftüchern, in der Ditib Moschee in Ehrenfeld (Symbolfoto)
Christoph Hardt/dpa/picture alliance
Nilab LangarJann Wilken
14.12.2023
2Min

Kürzlich war Abdul Bari Omar, ein hochrangiger Funktionär der Taliban, in Deutschland. Sein Auftritt in Köln hat die afghanischen Flüchtlingsfrauen in Angst versetzt. Bislang war Deutschland für sie eine sichere Heimat. Nun fürchten sie hier um ihr Leben und das ihrer Familien. Erinnerungen steigen auf – an die bittere Zeit unter der Herrschaft der ­Taliban. An Bedrohungen, Schmerz, Haft, Folter.

Tamana Zaryab Paryani, Frauenrechtlerin und ­ehemalige Gefangene der Taliban, schrieb auf "X": ­ "Er war ganz in der Nähe meines Wohnortes. Die Menschen haben eine Begrüßungszeremonie für ihn organisiert und laut ‚Allahu Akbar‘ gerufen." Sie ist erschüttert.

Nilab LangarJann Wilken

Nilab Langar

Nilab Langar (Jg 1991) ist Redakteurin der Dari/Farsi Redaktion von amal Hamburg. Sie hat an der Balkh Universität in Mazar-Scharif in Afghanistan Journalismus studiert und drei Jahre für die Internet-Zeitung Howayda in Kabul geschrieben. In der Lehrredaktion von Metra TV war sie TV-Redakteurin und Trainerin für die Grundlagen des Journalismus. Ende 2015 kam sie nach Deutschland. Hier hat sie zunächst Deutsch gelernt und im März 2019 die Weiterbildung Digitale Medien für Geflüchtete an der Hamburg Media School erfolgreich abgeschlossen.

Dass ihr Wohnort Köln den Taliban-Führer auftreten ließ, hat Tamanas Vertrauen in deutsche Sicherheitsbehörden geschmälert. Sie fragt die Polizei: "Können Sie mir garantieren, dass diejenigen, die die Taliban in Köln beherbergt haben, weder mich noch meine Schwestern noch irgendwelche Kritiker der Taliban heute oder morgen angreifen werden?" Sie schreibt, dass ihr Gefühl von Ruhe und Sicherheit verloren ­gegangen sei.

Viele geflohene Afghaninnen sind Frauenrecht­lerinnen oder waren bei Frauenprotesten dabei. Sie warnen: Deutschland darf die Beziehungen zu Afghanistan nicht normalisieren oder gar die Taliban als ­legitime Regierung anerkennen. Pro-Taliban-Gruppen in Deutschland sind in letzter Zeit aktiver geworden. Sie lobbyieren, unter dem Deckmantel religiöser Zeremonien organisieren sie politische Veranstaltungen und machen Propaganda. ­Wie kann es sein, dass Deutschland gefährdete ­Afghaninnen und Afghanen beherbergt – und gleichzeitig die Anführer dieser Gruppe hier auftreten lässt?

Zwar hat das Auswärtige Amt den Auftritt von Omar in Köln verurteilt. Aber das reicht nicht! Wir afghanischen Flüchtlingsfrauen fordern eine Garantie für unsere Sicherheit. Deutschland darf kein Nährboden für Terrorismus und extremistische Ansichten werden. Überprüfen Sie die Mitglieder des Kulturvereins der Kunar-Jugendlichen in Köln und alle, die dieses ­Programm organisiert haben! Immer noch werden Frauen in Taliban-Gefängnissen gefoltert und unterdrückt. Vergesst die afghanischen Frauen nicht!

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