Schauspielerin Gesine Cukrowski
Schauspielerin Gesine Cukrowski sitzt bei einem Fototermin in einem Cafe. Sie gehört zu den profiliertesten deutschen TV- und Filmdarstellerinnen. Bekannt wurde sie unter anderem als Gerichtsmedizinerin Judith Sommer in der ZDF-Krimiserie „Der letzte Zeuge“. Ab Anfang kommenden Jahres ist die Schauspielerin in der neuen ZDF-Vorabendserie „Hotel Mondial“ in einer Hauptrolle zu sehen.
Jens Kalaene/dpa/picture alliance
Ältere Frauen im Film
Selten zu sehen
Frauenfiguren im Film, die älter als 50 sind, sieht man selten. Nun regt sich Widerstand. Ein Kommentar.
13.04.2023

Den "alten weißen Mann" kennen wir, aber wo ist die "alte weiße Frau"? Eine von der Journalistin Silke Burmester und zahlreichen Schauspielerinnen ins Leben gerufene Initiative fordert mehr Sichtbarkeit – und zeitgemäßere Rollenbilder für Frauen über 50. Im Fernsehen sehe sie die entweder als "verbitterte, traurige Frauen, vom Mann und dem Leben enttäuscht" oder als "fröhliche Oma auf dem Weg zu den Enkeln, die sie brauchen", so Burmester.

Traurig genug, dass Fernsehredaktionen allen Ernstes glauben, das würde Frauen ab 50 ansprechen. Traurig auch, dass die wenigen Frauen über 50, die noch auf dem Bildschirm zu sehen sind, sich häufig schier übermenschlich anstrengen, um jünger auszusehen.

Doch während wir heute für viele Formen von Diskriminierung sensibilisiert sind, ist Altersdiskriminierung – oder besser "ageism"? – Konsens. Männer über 50 beschreiben sich gern selbstironisch als "alte weiße Männer". Frauen fällt diese Selbstironie schwer, weil für sie schon immer galt, dass sie ab einem gewissen Alter in der Öffentlichkeit nichts mehr zu suchen haben. Wurden sie lästig, gab es ein Etikett, das in früheren Jahrhunderten einem Todesurteil gleichkam: "Alte Hexe!"

Infobox

Die Aktion "Let’s Change The Picture" setzt sich für mehr Sichtbarkeit von Frauen ab 47 Jahren ein.

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Sehr geehrte Redaktion,

vor einigen Jahren schlug ich Ihnen einmal vor, über das Leben meiner Mutter (geb. 1919) zu berichten: eines der wenigen noch lebenden Mitglieder der Bekennenden Kirche der Nazizeit, Pfarrfrau, Missionarsfrau, Kindergärtnerin, bis heute ehrenamtlich engagiert. Sie schickten auch eine Redakteurin, die ein ausführliches, freundliches Gespräch mit ihr führte. Am Ende lehnte sie es jedoch ab, darüber einen Artikel für Chrismon zu schreiben: Sie habe zu wenig historisches Hintergrundwissen, und das Leben meiner Mutter sei ihr zu komplex, um es angemessen darzustellen.
Und dann finde ich jetzt einen Artikel in Chrismon, in dem die Abwesenheit "alter weißer Frauen" in den Medien beklagt wird und "dass sie ab einem gewissen Alter in der Öffentlichkeit nichts mehr zu suchen haben."
Was soll ich dazu sagen? Heuchelei? Wäre es nicht angemessen, sich an die eigene Nase zu fassen?
Meine Mutter lebt übrigens heute noch. Sie freut sich daran, wenn ihre Kinder, Enkel und Urenkel ihr zuhören. Sie muß nicht in den Medien abgebildet werden, um zu wissen, daß sie ein erfülltes Leben geführt hat.

Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Zöllner