Ist der ÖRK antijüdisch?
Ist der ÖRK antijüdisch?
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Ist der ÖRK antijüdisch?
Eine Initiative wirft dem Weltkirchenrat vor, antisemitisch zu sein. Ist da was dran? Interview mit Peter Prove, Direktor der ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten.
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
29.07.2022

chrismon: Vom 31. August bis 9. September 2022 tagt der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe, der weltweite Zusammenschluss christlicher Kirchen. Auf der Versammlung soll auch­ über den Konflikt zwischen Israelis und Paläs­tinensern diskutiert werden. Was ist Ihre Vision?

Peter Prove: Auf der ÖRK-Versammlung werden sehr viele Themen diskutiert. Zur Lage in Israel und Palästina: Wir haben Mitgliedskirchen in den besetzten Gebieten Palästinas und in Israel. Viele unserer Mitglieder sind klar solidarisch mit palästinensischen Christen wie auch mit dem ganzen palästinensischen Volk. Gleich­zeitig ­stehen wir im intensiven Dialog mit jüdischen Partnern und arbeiten mit ihnen zusammen. Entscheidend wird sein, dass alle diese Perspektiven in unser Gespräch einfließen. Die Vision ist ein gerechter Frieden unter gleichen rechtsstaatlichen Bedingungen für alle.

Peter ProveAlbin Hillert

Peter Prove

Peter Prove ist Direktor der Kommission für internationale Angelegenheiten beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf. Prove ist Jurist und stammt aus Brisbane, Australien. Der ÖRK tagt in Karlsruhe vom 31. August bis 9. September.
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff

Burkhard Weitz

Burkhard Weitz war als chrismon-Redakteur bis Oktober 2022 verantwortlich für die Aboausgabe chrismon plus. Er studierte Theologie und Religionswissenschaften in Bielefeld, Hamburg, Amsterdam (Niederlande) und Philadelphia (USA). Über eine freie Mitarbeit kam er zum "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt" und war mehrfach auf Recherchen in den USA, im Nahen Osten und in Westafrika. Seit November 2022 betreut er als ordinierter Pfarrer eine Gemeinde in Offenbach.

Eine Initiative in Deutschland wirft dem ÖRK Anti­judaismus vor. Zu Recht?

Seit 1948 prangert der ÖRK beständig Antisemitismus an. Es gibt auch andere Initiativen, die den ÖRK dazu drängen, die palästinensischen Kirchen im Heiligen Land lauter und effektiver zu unterstützen.

Kritiker sagen, der ÖRK habe mehrmals zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen.

Das ist sicherlich wahr. Der ÖRK erkennt seit vielen Jahren an, dass bestimmte Formen wirtschaftlicher Sanktionen legitime Formen des gewaltlosen Widerstands gegen mili­tärische Besatzung sind und Druck in Richtung Frieden aufbauen können. Der ÖRK hat in der Vergangenheit ­internationale Boykotte von Waren und Dienst­leistungen aus israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten unterstützt, die nach internationalem Recht als illegal ­gelten, nie aber Maßnahmen gegen Israel als Ganzes.

Solche Boykottaufrufe erinnern Deutsche an Nazi-­Boykotte gegen jüdische Geschäfte ab 1933.

Natürlich ist der deutsche Kontext ein besonders ­sen­sibler in einer solchen Debatte. Dennoch: Es geht um konkrete Gerechtigkeitsfragen, die in einer globale Versammlung diskutiert werden müssen.

"Wir müssen achtgeben, dass wir nicht antisemitischen Stereotypen Raum geben"

Wie wirkt sich die illegale Besatzung derzeit aus?

Die Leiter der palästinensischen Kirchen in Jerusalem senden eindringliche Hilferufe wegen eskalierender Angriffe: Körperliche Gewalt gegen Geistliche, Vandalismus und Angriffe auf Kircheneigentum.

Verstehen Sie die in Deutschland geäußerte Befürchtung, antijüdische Symbole und antijüdische Gefühle könnten mit der Israelkritik zurückkehren?

Wir müssen achtgeben, dass wir nicht antisemitischen Stereotypen Raum geben, dass wir nicht denen beistehen, die sie verbreiten. Gleichzeitig kann die Rolle der ökumenischen Bewegung nicht sein, zu Unrecht zu schweigen, zu Gewalt und Menschenrechtsverletzungen gegenüber dem palästinensischen Volk einschließlich der Christen. Es kann nicht sein, dass wir das unter den Teppich kehren.

Wir haben mit Peter Prove auf Englisch gesprochen. Das ungekürzte Wortlaut-Interview in der deutschen Übersetzungen finden Sie als PDF zum Download unter dem Text.

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Was denn nun? Man kann kritisch gegenüber der Politik in Israel sein. Damit ist man noch lange kein Gegner Israels! Wie für und gegen alles in der Welt zu sein, kann ich auch für meine und gegen eine andere Religion sein. Damit bin ich weder ein Antichrist noch ein Antisemit. Ganz einfach. Jede Macht, jeder Verlierer, jeder Nachbar und jedes ungeklärtes Phänomen oder Ereignis braucht eine Ursache, einen Schuldigen, eine "Entschuldigung" oder jemand den man lächerlich machen kann oder gar unterdrücken will. Wenn dann noch der Neid oder das Gefühl der Unterlegenheit dazu kommt, ist die Verfolgung vorprogrammiert. Alle Ideologien, Visionen und Religionen bieten dafür das beste Anschauungsmaterial. Da zum Überleben die Zwänge der Diaspora "die Juden" immer zu Höchstleistungen trieben, waren die "Bedarfsschuldigen" stets präsent. Wenn die dann auch noch das (Sprachen, Bankgeschäfte, Jura, Lesen u. Schreiben, Weltkenntnis) konnten, was die anderen nicht können wollten, war die Rollenverteilung klar. Zudem war mit dem was andere nicht konnten, auch noch Reichtum verbunden. Ohne den Karfreitag gäbe es vermutlich auch keinen Antisemitismus. Ohne den Karfreitag könnte auch das Judentum als Religion schon längst Geschichte sein. Es sind schon viele Völker und Religionen untergegangen. Für die Diaspora als Untergang oder als Überlebenselexier bietet die Geschichte genügend Beispiele.

"Es sind schon viele Völker und Religionen untergegangen."

Religionen können ziemlich hilfreich sein, wenn es darum geht, ganze Völker ins Jenseits zu schicken. Todesanzeigen für Religionen selber sind hingegen ziemlich selten. Die Geburtenrate übersteigt die Sterberate bei weitem. Näheres siehe:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Religionen_und_Weltanschauungen

Eine Ein-Kind-Politik für Religionen? Das wäre doch ein Gedanke der Art, die Sie in Ihren Beiträgen bevorzugen, werter Herr Jasmin.

Fritz Kurz

Teurer H. Kurz! Ein Kindersegen für alle als Problemlösung für den Vorwurf des Antisemitismus des ÖKR (Genf). Ein Dank aus Rom an alle 350 Mitgliedskirchen. Rom, obwohl unbegrenzt "freudig", ist aber nicht dabei. Mitmachen!
Es ist nie zu spät.

"Eine Ein-Kind-Politik für Religionen?" Wer hat denn diese Weisheit erfunden? Aber warum nicht! Dann würde sich die Zahl der Paare in regelmäßigen Abständen halbieren. Ausser Adam + Eva zum Schluss niemand mehr da. Alle Probleme gelöst. Ein kurzer Prozess für eine lange Bank. Wer sich nicht beteiligt, hat zum Schluss alles. Teurer H. Kurz, so billig war Reichtum noch nie.

"Eine Ein-Kind-Politik für Religionen?" Wer hat denn diese Weisheit erfunden? Aber warum nicht! Dann würde sich die Zahl der Paare in regelmäßigen Abständen halbieren. Ausser Adam + Eva zum Schluss niemand mehr da. Alle Probleme gelöst. Ein kurzer Prozess für eine lange Bank. Wer sich nicht beteiligt, hat zum Schluss alles. Teurer H. Kurz, so billig war Reichtum noch nie.

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Jetzt kann die evangelische deutsche Nachkriegskirche zeigen, dass sie gelernt hat, was die evangelische Mehrheit in Deutschland historisch versäumte: Für "die Juden zu schreien".
Der juristische Vertreter einer kirchlichen Organisation, der Judenhass nicht erkennen kann, wenn er ,wie in Kassel,ihm mit Schweinsgesicht und als neue "SS" in eindeutiger Täter-Opfer Umkehr aggressiv vor Augen gestellt wird, braucht ein klares evangelisches Nein aus unserer Kirche. Und seine Organisation auch. Nein, das ist keine "Meinung". Und in Deutschland auch keine erlaubte, denn es ist "Stürmer-Stil" Antisemitismus.
Welche "Apartheitserfahrungen" sollten denn hinter dem 20jahre alte judenfeindlichen Bild des Kollektivs aus Indonesien stecken? Fühlten sich die islamischen Mitglieder des Kollektivs von der jüdisch-chinesischen Minderheit ausgesondert und drangsaliert, als sie es schufen? Auch hier eine eindeutige Täter-Opfer Umkehr.
Um es mal "interreligiös" mit einem Atheisten aus muslimischer Familie und mit deutschem und türkischen Pass zu sagen: "Nein, du darfst nicht...." in Deutschland den jüdischen Staat dämonisieren und delegitmieren und "Kauft nicht bei Juden" Initiativen unterstützen. Weder im Kunst- noch im Religionsbetrieb.
Denis Yücel würde vermutlichl auch fragen, würde er über das ÖRK-Treffen schreiben, warum der anwesende russisch-orthodoxe Patriarch nicht boykottiert wurde und ob die Menschenrechtsverletzungen Russlands in diesem brutalen staatsterroristischen Krieg angeprangert werden.
Ich bin gespannt, ob das ein Thema in Karlsruhe sein wird und dort ein eindeutiger Beschluss in dieser uns alle am stärksten bedrohenden Krise, ausgelöst durch die faschistoide russische Regierung gefällt wird. Nur dann läge keine Dämonisierung des Staates Israel in den "intensiven" Diskussionen vor, wenn die Besetzungen Israels und Russlands in angemessener Relation behandelt würden.
Und ob die Evangelischen in Deutschland ihre Verpflichtung erkennen diesmal an der Seite ihrer jüdischen Geschwister zu stehen.