Die Corona-Pandemie wird in die Geschichtsbücher als Periode eines weitreichenden Wandels eingehen. Das ging mir durch den Kopf, als mir neulich ein Bekannter von seinem Erlebnis mit der Stadtverwaltung erzählte. Als er dort seinen Personalausweis verlängern und einen neuen Pass haben wollte, ließ man ihn wissen: Gebühren dürften jetzt nicht mehr bar, sondern nur noch mit Karte bezahlt werden. Selbst mich, den frustgewohnten Freund von Schein und Münze, hat dies überrascht.
Arnd Brummer
Dass es in vielen Läden immer weniger Einkaufende gibt, die an der Kasse ihren "Geldbeutel" zum Bezahlen nehmen, scheint die dort tätigen Leute zu erfreuen. Als ich neulich einen Einkauf für 11,83 Euro mit einem 50-Euro-Schein bezahlen wollte, fauchte mich die Kassenfrau an: "Sie haben doch mehrere Karten bei sich. Nehmen Sie doch eine davon. Es ist für uns blöde und nervtötend, wenn wir im stressigen Dienst noch ständig Kleingeld abzählen müssen. Und in Corona-Zeiten sollte es aus Gesundheitsgründen verboten sein!"
Die Geschichte des Geldes ist ein Prozess der Abstraktion. Einen Acker mit Münzen zu bezahlen, anstatt zehn Pferde oder Kühe herbeizutreiben, erwies sich vor mehr als zweitausend Jahren weltweit als Fortschritt. Dass in großen Handelsmetropolen wie Venedig, Augsburg, Konstantinopel, Lübeck oder Marseille das Bankwesen entstand, setzte diese Entwicklung fort: Unsere Heimat ist die Globalisierung!
Während dies in meinem Kopf herumgeistert, fallen mir zahlreiche Menschen ein, denen ich an den "Schaltern" von Bankfilialen begegnet bin, um Geld zu überweisen, Schecks einzulösen oder Bargeld "abzuheben". Ich denke vor allem an Christiane X., die mich beriet und tröstete. Ich hatte als junger Kerl mein gebraucht gekauftes Auto nach wenigen Wochen gegen eine Mauer gefahren. "Das kriegen wir hin, mein Junge." Wir kannten einander schon mehr als ein Jahrzehnt. Seit einem "Weltspartag", an dem ich ihr die Geldgeschenke von Eltern und Großeltern zur Eröffnung meines Sparkontos übergeben hatte.
Auch beim Frühstück kann ich in meine Konten schauen und Spenden überweisen
Ich bin sehr oft umgezogen. Und in all den Städten und Gemeinden, in denen ich mal wohnte, sind Bankfilialen passé. Da packt mich nostalgische Traurigkeit. Andererseits muss ich aber zugeben, wie wenig ich selbst zum Erhalt der lokalen Bankenkultur beigetragen habe. E- oder Online-Banking haben mich unabhängig werden lassen. Auch beim sonntäglichen Frühstück kann ich in meine Konten schauen und Spenden überweisen, die ich dereinst im Gottesdienst in den Spendenbeutel geworfen habe.
Dabei stelle ich mir die Frage, wie Martin Luther seine reformatorischen Predigten gegen den Ablasshandel und seinen Propagandisten Johann Tetzel wohl in Zeiten des E-Bankings formulieren würde. Tetzel verkündete, mit Spenden könne man sich von Sünden und den Qualen des Fegefeuers freikaufen. Der ihm zugeschriebene populärste Spruch: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!" Tetzel heute: "Spende online! Und eins, zwei, drei, ist deine Schmuddelseele frei!" In memoriam Luther: Ob online oder mit Münzen und Schein – wir werden weiterhin Sünder sein!
Sehr geehrte Damen und Herren
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich beziehe mich auf die Kolumne von Herrn Brummer im letzten „Chrismon“.
Wären Sie so nett, die folgende Frage an Herrn Brummer weiter zu leiten:
„Wie haben Sie denn auf die (gelinde gesagt unfreundliche, man kann auch sagen unverschämte) Kassiererin reagiert?
Haben Sie daraufhin brav eine Karte gezückt oder haben Sie auf Bargeld bestanden?!“ Die Antwort fehlt mir in Ihrer Kolumne!
Vielen Dank,
mit freundlichen Grüßen
Dr. Matthias Tennie
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