Johanna S. aus Frankfurt am Main fragt:
"Mein Partner will aufs Land ziehen. Dort sind Häuser erschwinglich. Seine Argumente: Altersvorsorge, Geldanlage, geförderte Solaranlage, Elektroauto, häufiger Homeoffice. Und endlich was Eigenes, sein Lebenstraum. Klar nerven mich auch der Lärm und die schlechte Luft. Aber ich will, trotz zu kleiner Mietwohnung, lieber hierbleiben. Wir haben eine tolle Nachbarschaft, die Kinder sind verwurzelt, der Weg zur Arbeit ist kurz. Er sagt: Nette Menschen gibt es überall. Wo wollen wir leben? Über die richtige Antwort streiten wir leider sehr oft! Soll ich nachgeben?"
Stefanie Schardien
Stefanie Schardien antwortet:
Ah, der neue Stadt-Land-Konflikt! Dachte ich beim ersten Lesen Ihrer Frage und schrieb flugs eine Antwort. So in der Art: Für alles gibt es ein Für und ein Wider. Letztlich kommt es drauf an, mit welcher Einstellung Sie und Ihr Partner herangehen, ob Sie die Vorzüge oder die Nachteile eines Lebensortes entdecken wollen. Am Ende hielt ich inne. Denn vor meinem sicher klischeehaften, aber doch auch gesellschaftlich noch leider realistischen geistigen Auge tauchte die Landvariante auf: Ihr Partner im neuen geräumigen Homeoffice mit guter Luft, während Sie als Mutter mit Ihren Kindern im E-Auto von einem Sportverein zum nächsten Musikunterricht in der Stadt fahren oder zur Schule, weil der Bus mal wieder nicht zu den Unterrichtszeiten passt.
Mit Sicherheit läuft es in Ihrer Familie ganz anders, und Sie haben die Familienarbeit gerecht geteilt . . . Dennoch, aus Ihren Argumenten höre ich heraus: Die städtische Nähe und Ihr gutes soziales Netzwerk halten die Reibungsverluste zwischen Familie und Job einigermaßen gering, für Sie und Ihre Kinder. Und das ist viel wert. Ist damit die Landvariante vom Tisch? Nicht unbedingt. Aber Ihr Partner müsste neben den Planungen für Geld- und Solaranlagen zumindest noch eins vorlegen: ein tragfähiges Konzept für den familiären Alltag.