Der Tod der Queen kam für die Menschen hier überraschend. Sie hatte zwei Tage vorher noch - wenn auch zum ersten Mal auf ihrem Landsitz in Balmoral - die neue Premierministerin Liz Truss mit der Regierungsbildung beauftragt. Sie schien dabei gebrechlich, aber vital. Donnerstagmittag kam die Nachricht, dass ihre Ärzte zu mehr Schonung geraten hätten. Aber das hatten sie im letzten Jahr immer wieder getan.
Das Treffen unseres Kindergottesdienstteams in Oxford hatte gerade begonnen, als abends um 18.30 Uhr die Nachricht durchsickerte. Ein Moment der Nachdenklichkeit, noch nicht ganz zu begreifen, aber dann haben wir effektiv für die "Großen" eine Eventkirche geplant. Auf der Rückfahrt war im Radio eine andere Atmosphäre: BBC hatte alle anderen Stationen abgeschaltet und nur auf BBC Radio 1 wurden in gedämpftem Ton Interviews, Erinnerungen von Ex-Premiers, Bediensteten und die neuesten Nachrichten gesendet.
Das Land hat eine Mutter verloren
Eine Atmosphäre der Betroffenheit legte sich über das Land. Aber der Alltag lief an vielen Stellen ganz normal weiter. "Keep calm and carry on!", wie man hier auf der Insel sagt. Danach lief die sehr professionelle, lang geplante Prozedur der Amtsübergabe und Königsproklamation und die Staatstrauer an.
Lars Klehn
Als ich am nächsten Morgen einen Blogbeitrag für unsere Homepage schrieb, wurde mir bewusst, wie sehr die Queen – trotz Brexit – für eine Kultur der Offenheit, des herzlichen Willkommens und der Völkerverständigung gestanden hat. In den Interviews der letzten Tage wurde deutlich, dass nicht nur Charles "my Darling Mama", sondern dass dieses Land eine Mutter verloren hat.
Ja, viele Menschen sind tief bewegt. Die Queen hat in ihrem Pflichtbewusstsein Reisen durch das ganze Land gemacht und viele Menschen erzählen von sehr persönlichen und prägenden Begegnungen. Die Karten, die am Buckingham Palace, aber auch an anderen Orten, mit Blumen abgelegt sind, kann man nicht ohne Rührung lesen.
Menschen warten für ein Wort des Trostes
Auch an den Tagen, an denen die Queen nicht in den Schlagzeilen war, hat sie diesem Land Stabilität und Sicherheit gegeben - ganz unterschwellig. Sie hat getröstet und Zuversicht verbreitet. Auch in unserer Christuskirche waren vergangenen Sonntag Menschen, die wir sonst nicht sehen, mit schwarzer Krawatte, die in der Predigt auf einen Exkurs und ein Wort des Trostes gewartet haben. Beides gab es. Es wird noch etwas dauern, bis klar wird, wie dieser Abschied das Land verändert, aber er wird es verändern.