Attrappen von Atommüll-Faessern an der Zufahrtsstrasse zum Betrieb Schacht Konrad
Ein Bild - zwei Energiewelten: Attrappen von Atommüll-Faessern an der Zufahrtsstraße zum "Schacht Konrad". Und Im Hintergrund: Windkrafträder.
Christian Burkert/laif
"Unsere Preise sagen nicht die Wahrheit"
Bis 2030 möchte die EU ihre Treibhausgasemissionen um 55 Prozent senken. Geht das nur mit Atomkraft? Nein, meint Benjamin Held von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST). Ein Interview über die Energie der Zukunft, die Frage, was Wachstum ist, und den neuen Preis für CO2
Tim Wegner
17.12.2020

"Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?" war ein Erklärvideo überschrieben, das kürzlich im Content-Netzwerk "funk" erschienen ist, mit dem ARD und ZDF junge Menschen ansprechen wollen. Gleich zu Beginn des Beitrages, der mehr als eine halbe Million Mal geklickt worden ist, heißt es: "Immer mehr Stimmen aus der Wissenschaft und dem Umweltschutz behaupten, dass wir den Klimawandel nur mit Hilfe der Atomenergie bremsen können" – trifft diese Annahme zu?

Benjamin Held: Nein, aus meiner Sicht nicht. In Deutschland kommen solche Stimmen nur als sehr kleines Randphänomen vor, wenn überhaupt. International mag es zum Teil anders sein, aber hierzulande gibt es eine große Übereinstimmung innerhalb der Forschung, dass der Weg hin zur Klimaneutralität über die erneuerbaren Energien führt und dass man den mühsam erreichten gesellschaftlichen Konsens, aus der Atomenergie auszusteigen, nicht wieder infrage stellen sollte.

Privat

Benjamin Held

Dr. Benjamin Held ist Volkswirt und Leiter des Arbeitsbereichs Nachhaltige Entwicklung an der FEST, der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft mit Sitz in Heidelberg. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen nachhaltige Entwicklung, Indikatoren-/Wohlfahrtsforschung, Klimaschutzkonzepte, Ressourcenverbrauch sowie die Frage der Internalisierung externer Effekte (CO2-Bepreisung, CO2-Steuer, Ökobonus).  

Sie sind Leiter des Arbeitsbereichs "Nachhaltige Entwicklung" an der "FEST" in Heidelberg, zu Ihren Fachgebieten zählt die Frage, ob die Preise von Produkten auch deren Umweltschäden und andere Kosten abbilden. Wäre Atomstrom überhaupt wettbewerbsfähig, wenn man alle Kosten mit einrechnet?

Die Studien, die ich kenne - etwa die vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft - kommen zu dem Ergebnis, dass sich Atomstrom deutlich verteuern würde, wenn man alle Kosten berücksichtigt. Also auch die Kosten für die Zwischen- und Endlagersuche, für den Rückbau an Atomkraftwerken und besonders die Kosten für Versicherungen, wenn man mögliche Unfälle absichern würde. Wenn man all diese Kosten berücksichtigt, wäre Atomenergie deutlich teurer als Strom aus erneuerbaren Energien.

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Der "funk"-Beitrag geht davon aus, Atomenergie und Erneuerbare ließen sich sinnvoll ergänzen. Trifft diese Behauptung zu?

Wir werden immer einen gewissen Bedarf an Strom abdecken müssen - egal, ob der Wind weht oder die Sonne scheint. Das ist die sogenannte Grundlast. Theoretisch ließe sich das mit Atomkraft im Hintergrund leichter machen. Aber: Dieses Argument übersieht komplett die vielen Probleme, die mit der Atomenergie einhergehen - wie zum Beispiel die Gefahren von nuklearen Unfällen oder die immer noch ungeklärte Zwischen- und Endlagerfrage. Der "funk"-Beitrag redet diese Probleme aus meiner Sicht klein. Zudem ist auch bei Atomkraftwerken nicht immer gesichert, dass sie die Grundlast decken können. In den zurückliegenden Sommern, die heiß und trocken waren, mussten in Frankreich Atomanlagen vom Netz gehen, weil das Wasser in den Flüssen zu warm wurde, so dass die Kühlung nicht mehr gewährleistet werden konnte. Richtig ist natürlich, dass die Erneuerbaren aufgrund ihrer Fluktuation ein Problem haben. Aber dieses Problem ist lösbar, wenn wir Energiespeicher schaffen, zum Beispiel durch grünen Wasserstoff.

Bis 2022 gehen die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz, auch der Ausstieg aus der Kohlekraft ist beschlossen, während sich die Erderwärmung schon bemerkbar macht. Wo stehen wir bei dem Vorhaben, das Klima zu schützen?

In den 2000er Jahren haben wir in Deutschland, angestoßen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, die erneuerbaren Energien in einem Tempo ausgebaut, das damals kaum jemand für möglich gehalten hatte. Dadurch haben wir viele Treibhausgasemissionen eingespart und wichtige Grundlagen gelegt. Wir waren international ein Vorbild. Aber leider muss man auch sagen, dass Deutschland unter Kanzlerin Merkel keine Schippe mehr draufgelegt hat. Deshalb ist es jetzt ganz wichtig, weitere Anstrengungen zu unternehmen. Unsere Klimaziele 2020 werden wir wahrscheinlich gerade so erreichen, allerdings nur aufgrund von Corona und den Einschränkungen, die damit einhergingen. Das ist kein nachhaltiger Rückgang. Wie die mittel- und langfristigen Klimaziele erreicht werden können, ist immer noch höchst unsicher. Durch die CO2-Bepreisung über das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) kommen ab Januar 2021 neue Impulse hinzu.

"Der CO2-Preis ist deutlich zu niedrig."

Wie bewerten Sie den CO2-Preis? Es geht ja nun bald los, was durch Corona etwas untergeht.

Es ist besser als nichts, reicht aber bei weitem nicht aus. Zum einen bedarf es neben dem CO2-Preis noch zahlreicher weiterer Instrumente, und hier liegt beispielsweise bei der dringend notwendigen Reform des EEG noch einiges im Argen. Zum anderen ist der CO2-Preis aller Voraussicht nach deutlich zu niedrig, um die notwendigen Lenkungswirkungen entfalten zu können.

Der Preis soll ja aber mit der Zeit steigen.

Ja, von 25 Euro pro Tonne CO2 auf 55 Euro pro Tonne bis zum Jahr 2025. Der Preis müsste entweder deutlich höher sein. Oder aber deutlich schneller steigen. Alternativ gibt es die Idee, ein anspruchsvolles Limit zu definieren: Wie viel CO2-Emissionen dürfen wir insgesamt noch ausstoßen, um dem Klimaschutz gerecht zu werden? Die entsprechende Menge an Emissionsrechten gibt man dann in Form von Zertifikaten aus. Dann würde sich der CO2-Preis am Markt bilden.

Und Strom aus Kohlekraftwerken würde dann unrentabel werden?

Genau. Wichtig sind klare, ambitionierte Vorgaben, sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene, damit der Preis für Kohlendioxid steigt. Dass ein zügiger Umbau Richtung Erneuerbare prinzipiell möglich ist, zeigt zum Beispiel die Studie "Klimaneutrales Deutschland", deren Autoren darlegen, wie wir bis 2050 klimaneutral werden können - ohne eine Rückkehr der Atomenergie.

"Studien zeigen: Es ist möglich, wir können es ohne Kohle, Öl und Gas schaffen."

Die Studie geht beispielsweise von der Annahme aus, dass die Wohnfläche pro Quadratmeter im Vergleich zur Situation heute gar nicht schrumpfen muss und wir - quasi ohne Verzicht - hinübergleiten in ein postfossiles Zeitalter ...

... es stimmt, auch aus meiner Sicht könnte man stärker hervorheben, dass die Modellierungen mit relativ großen Unsicherheiten behaftet sind, das lässt sich bei solch langfristigen Szenariorechnungen gar nicht vermeiden. Aber die Studie zeigt Wege auf, über die man diskutieren kann. Das stiftet Orientierung. Die "RESCUE"-Studie des Umweltbundesamtes tut dies auf ähnliche Weise und nimmt dabei auch explizit den Ressourcenbedarf in den Blick. Auch diese Studie geht davon aus, dass die Dekarbonisierung möglich ist - dass wir also in Zukunft keine fossile Energie aus Öl, Kohle und Gas mehr nutzen müssen. Ob das allerdings gleichzeitig mit einer jährlichen Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts, kurz BIP, um 1,3 Prozent - wie dies in der Studie "Klimaneutrales Deutschland" modelliert wird – möglich ist, kann man zumindest kritisch hinterfragen. Die entscheidende Frage ist dabei allerdings aus meiner Sicht, was sich hinter diesem Wachstum verbirgt.

Nämlich?

Wirtschaftliches Wachstum – wie es das BIP misst  – entsteht ja zum Beispiel auch, wenn ein Öl-Laster umkippt und das verseuchte Erdreich teuer entsorgt werden muss. Oder wenn nach einem Verkehrsunfall Sachschäden behoben oder Verletzungen behandelt werden müssen. Es als Maßstab für die Entwicklung der Gesellschaft zu nehmen, macht deswegen keinen Sinn. Wir brauchen andere Zahlen, um der Gesellschaft eine Orientierungsmöglichkeit anzubieten. Das ist mittlerweile Konsens. Aber es gibt noch keine Einigkeit in der Forschung, was an die Stelle des BIP rücken soll. Wir an der FEST schlagen den NWI, den Nationalen Wohlfahrtsindex vor, der auch in Geldeinheiten gemessen wird, der aber auch weitere Komponenten wie die Entwicklung der Ungleichheit, den Wert der Hausarbeit oder der ehrenamtlichen Arbeit berücksichtigt - und Umwelt- und Klimaschäden abzieht.

"Es muss kein Wachstum geben, aber wir leben in einer Gesellschaft, die davon ausgeht, dass es für immer welches gibt."

Muss eine Volkswirtschaft immer wachsen?

Nein, überhaupt nicht. Es gibt in der ökonomischen Theorie Modelle, wie stagnierende Volkswirtschaften funktionieren können. Aber wir leben in einer Gesellschaft, die an verschiedenen Stellen davon ausgeht, dass es für immer Wachstum gibt - zum Beispiel, um unsere soziale Sicherung zu finanzieren. Bleibt es aus, drohen ohne weitere Anpassungen viele Konflikte, die soziale Ungleichheit könnte sich verschärfen. Man muss also die Voraussetzungen schaffen, dass ausbleibendes Wachstum nicht zur Katastrophe führt. Und wir müssen schauen, mit welchen Begleiterscheinungen wirtschaftliches Wachstum einhergeht.

Wie meinen Sie das?

Wenn Wachstum bedeutet, dass immer mehr Umwelt verbraucht wird und Menschen leiden, dann ist das ein Problem. Gegen qualitatives Wachstum – beispielsweise in Bereichen der Gesundheitsfürsorge oder des öffentlichen Personennahverkehrs – ist nichts zu sagen. Ein marktwirtschaftliches Instrument, um solches qualitatives Wachstum zu unterstützen, ist die Internalisierung externer Kosten, denn unsere Preise sagen nicht die Wahrheit - wie bei der Atomkraft.

Internalisierung externer Kosten - was heißt das?

Wenn ich externe Kosten wie zum Beispiel Luftverschmutzung oder Klimaschäden nicht in Produkte und Dienstleistungen einpreise, behalten wir immer ein Grundproblem: Gewinne sind privat, die Kosten aber werden anderen auferlegt - der Allgemeinheit, künftigen Generationen und der Umwelt. 

Warum bekommen wir das nicht hin? Es ist ja nur eine Frage der politischen Mehrheit und von Gesetzen, dass Preise die Wahrheit sagen ...

Nur? Das ist ein permanenter Kampf. Es gibt Erfolge wie den beschlossenen CO2-Preis, aber der hat ja auch noch seine Tücken. Zudem ist die Berechnung der externen Kosten auch nicht trivial. Ein Beispiel: Wie gewichten Sie die Bedürfnisse künftiger Generationen? Je nachdem, wie Sie das anpacken, kommen Sie zu vollkommen unterschiedlichen Ergebnissen. Unter anderem deswegen kann die Internalisierung der externen Kosten auch nur einen Baustein einer effektiven Klimapolitik darstellen, darüber hinaus sind viele weitere nötig.

2021 wird ein entscheidendes Jahr. Die Corona-Pandemie wird sich hoffentlich ausschleichen, aber die Klimakrise bleibt, obwohl wir alle krisenmüde sind. Wie zuversichtlich sind Sie, dass wir die Wende beim Klimaschutz schaffen?

Die CO2-Bepreisung ist wieder ein gutes Beispiel: Es ist wichtig, dass sie kommt. Das stimmt mich positiv. Aber der Ausgangspreis und die Steigerungen, die verabredet sind, werden voraussichtlich nicht ausreichen. Auch das, was bisher an Reformen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes beabsichtigt ist, reicht nicht aus. Es gibt überall Ansätze, aber wir müssen sie deutlich verstärken, insbesondere vor dem Hintergrund, dass 2010 bis 2020 eben leider ein eher verlorenes Jahrzehnt in Sachen Klimaschutz in Deutschland war. Hinzu kommt, dass wir neben dem Klimawandel noch zahlreiche weitere Themen und Probleme bewältigen müssen, sowohl in ökologischer als auch sozialer Hinsicht - das Artensterben, die zunehmende soziale Ungleichheit. Dafür ist eine umfassende sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft nötig, bei der Klimaschutz ohne Frage eine wichtige Rolle, aber nicht die alleinige spielt. Ansonsten drohen verkürzte und möglicherweise fehlerhafte Schlussfolgerungen, wie man dies aus meiner Sicht beispielsweise hinsichtlich der Atomenergie im "funk"-Beitrag sehen kann.

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Es geht nicht darum, wie viel etwas kostet, sondern darum, wie teuer etwas werden kann. Wird ein Atomunfall "teurer" als der sicher zu erwartende Klimawandel? Oder Nachhaltigkeit durch nachwachsende Rohstoffe? Palmöl und Zuckerrohrethanol sind eklatante Gegenbeispiele. Holzpellets? Sowohl in den USA, Osteuropa, Asien und Afrika (Holz zum Kochen!) werden großflächig Wälder vernichtet, um den weltweiten (auch unseren!) Hunger nach Holzpellets zu stillen. Welch ein Unsinn. Da wird in großem Umfang Biomasse (Holz, Mais, Stroh, etc.), die dringend als Voraussetzung für Humus- und Muttererde benötigt wird, für Strom-Methanol, die Heizung zu Hause und den Wahnsinn sonstiger Verschwendung "verheizt".

Nicht mehr lange, (ca. 30-50 Jahre?) bald wollen 10 Milliarden so leben wie wir. Wollen wir denen das Recht auf dieses Ziel absprechen? Diese Bio-Vernarrten, die Gentechnik-Ablehner, die rücksichtlos liberalen Selbstverwirklicher bewirken das Gegenteil von Nachhaltigkeit. Es gibt keinen zuverlässigen Weg aus dieser zivilisatorischen Falle. Es sein denn, die Bevölkerung wird, was niemand will, rücksichtslos begrenzt und der Konsum wird massiv auf das allerlebennotwendige Minimum reduziert. Und selbst wenn das geschieht, wird die Umkehrung der Erderwärmung genauso so lange dauern, wie sie entstanden ist. Wie vage und fraglich alles ist, sieht man am Ozonloch. Mit der Vermeidung von Frigen glaubte man, die Entwicklung stoppen oder gar umkehren zu können. In diesem Winter, dort Sommer, hat das Ozonloch über der Antarktis eine noch nie gekannte Größe erreicht. Ja wir verändern und zerstören die Vegetation des Planeten und rauben ihn aus. Dafür bekommen wir teilweise (nicht überall) und nur vorübergehend Frieden, Freiheit, Wohlstand und jede Menge Brüder und Schwestern. Aber nichts ist umsonst.

Es gibt noch eine ganz andere Nachhaltigkeit, die aber verschämt übergangen wird. Wie wäre es denn mit dem vollständigen Verzicht auf Werbung zur Vermeidung von unsinnigem Konsum, mit dem Verbot der Vernichtung von Lebensmitteln und Wasser, mit der Limitierung von Reisen, mit der rabiaten Reduzierung der Angebote? Warum 200 verschiedene Zahnbürsten und Zahnpasten (nur ein Beispiel!), wenn weltweit 2 Sorten reichen würden? Alles rabiat undemokratisch und die nächste Wahl droht! Aber der Verlust an Rohstoffe kann ja wohl anders nicht eingegrenzt werden. Rückgängig sowieso nicht. Herr Husmann und Herr Held denken in einer kurzfristigen Dimension. Sowohl was die Ursachen als auch die Folgen betrifft. Weder das Atom noch die Gene, weder Wasserstoff noch Wind werden diese Entwicklung nachhaltig verlangsamen. Die Sonne (Fotovoltaik) spendet Energie und Licht. Sie dörrt Pflanzen und Böden. Zu erwarten, dass sich die Erdbevölkerung problemlos auf natürliche Weise reduziert, ist müßig. Die Entwiclung ist unaufhaltbar. Deswegen zu verzweifeln, wäre weder nachhaltig noch Lebensfreude und christlich. Wir wissen alle, dass wir sterben werden, aber deswegen vorher Suizid zu begehen, ist Unsinn.

Ich bitte um Nachsicht mit meinem Fatalismus. Aber alle Ressourcen sind endlich wie das Leben. Mit Optimismsus so weiter machen wie bisher, wollen Viele. Machen werden es bald (in 100 Jahren?) nur noch Wenige. Erleben werden es dann die Übrigen. Auf enem bisher unbekannten Standard. Da Pessimismus an der Situation nichts ändern kann und nur das Leben verdirbt, ist er auch keine Alternative. Wege dazwischen ändern an der Tendenz nichts. Machen wir mit fatalistischem Pragmatismus das Beste daraus. Politiker machen das um Wahlen zu gewinnen. Noah hat das auch gemacht.

Antwort auf von Ockenga (nicht registriert)

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Jetzt verwirren Sie mich aber, lieber Herr Ockenga, gleich dreimal. Sie schreiben: "Politiker machen das um Wahlen zu gewinnen. Noah hat das auch gemacht." Wo hat Noah Wahlkampf gemacht? Und in welchem Wahlkampf haben Politiker nach Gottes Anweisung einen Schwimmkasten gebaut und ihn mit der engeren Familie und allerhand Viehzeugs bestückt? Und was soll das mit "fatalistischem Pragmatismus" zu tun haben?

Pragmatismus vermag ich allenfalls bei Gott zu erkennen. Seine Bauanweisung für die Arche ging ziemlich ins Einzelne.

Fritz Kurz

Beide müssen/mußten sich ihrem Sschicksal erbeben. Herr Kurz, ich kann Sie nicht nachvollziehen. Was Noah und die Politiker betrifft, beziehe ich mich auf das Zitat:"Machen wir mit fatalistischem Pragmatismus das Beste daraus". Was ist denn von Wahlzielen zu halten, von denen alle wissen, dass sie so nicht realistisch sind und nur ein Pragmatismus (> Das Mögliche machen wollen und können!) das Ergebnis sein kann. Suggeriert werden häufig den Wählern dagegen nur prinzipiell unerfüllbare Wünsche. Und Noah, hat der sich nicht auch seinem Schicksal mit der Hoffnung ergeben, das Beste daraus zu machen und einen Kahn gebaut? Der Unterschied ist lediglich der, dass Noah keine Wahl hatte, die Politiker aber alle 4-5 Jahre eine neue.

Da muss ich Sie leider korrigieren, lieber Herr Ockenga. Der Noah war voll wahlberechtigt. Zur Wahl stand einerseits, dass das Dichten und Trachten seines Herzen immerdar böse gewesen wäre. Andererseits hätte er sich auch dazu entschließen können, fromm und ohne Tadel zu sein und mit Gott zu wandeln. Und nur weil er die richtige Wahl getroffen hat, hat ihm Gott die Bauanleitung für die Arche zukommen lassen. Also von wegen, Noah hätte keine Wahl gehabt!

Demokratische Politiker halten auch regelmäßig Wahlen ab, damit das Volk sich richtig entscheiden kann. Gott hat mit Noah einen Bund geschlossen und mit einem hübschen Regenbogen besiegelt. Der anständige moderne Bürger weiß auch, dass er nach der Wahl den Gewählten zu gehorchen hat. Sogar ohne Regenbogen.

Jetzt könnten Sie mir noch ein Geheimnis verraten: Sie nennen den Satz "Machen wir mit fatalistischem Pragmatismus das Beste daraus" ein Zitat. Wen oder was wollen Sie da zitieren?

Fritz Kurz

Ich "zitiere" mich häufig auch selbst. Es gibt überbordende Optimisten, miese Pessimisten und realistische Possibilisten. Letztere haben schon immer versucht, das Beste aus jeder Situation zu machen. Häufig ist ihnen das gelungen. Noah hatte weder Freiheit noch Wahl, denn er hätte ja sonst die Schöpfung ruinieren können. Außerdem hat sicher schon vorher ein Prophet die Arche als unausweichlich geweissagt. War Noah gar auftragsgemäß ein unausweichlicher Zweit-Schöpfer?.

Wem an der Vorstellung eines Schöpfers kein Widerspruch auffällt, kann auch gegen einen Zweit- und Drittschöpfer keinen stichhaltigen Einwand haben.

Der Noah allerdings hatte keine Ambitionen in dieser Richtung. Der hätte sehr wohl die Schöpfung ruinieren können. Wer eine so schöne Arche bauen kann, kann auch ein Loch in deren Boden machen. Dann säuft die Arche ab und mit ihr die eingelagerte Verwandtschaft und andere schräge Vögel. Warum ist durch diese Schiffssabotage dann gleich die ganze Schöpfung ruiniert? Weil der Schöpfer höchstpersönlich dem Rest seiner Schöpfung bereits den Rest gegeben hatte. Bekanntlich reute es den Herrn, die Menschen gemacht zu haben.

Dem Noah war also an diesem seinem Gott nichts Unangenehmes aufgefallen. Er nutzte seine Freiheit und seine Wahlmöglichkeit, um mit diesem Gott zu wandeln. Zum Zweitschöpfer wurde er dadurch nicht. Er wurde zum gehorsamen Knecht seines Herrn. Das haben alle Herren gerne, nicht nur die göttlichen. Und bei so viel Untertänigkeit seines Geschöpfes hellte sich die Laune des Schöpfers auch prompt wieder auf. Er versprach, auf solche Grobschlächtigkeiten wie Sintfluten in Zukunft zu verzichten. Ist das nicht großartig?

Fritz Kurz