Landschaften mit Ölbäumen prägen bis heute den östlichen Mittelmeerraum. Für die Autoren der Bibel konnte der immergrüne Baum den König, den Hohepriester, die Gottesfürchtigen, das ganze Volk Israel symbolisieren. Sie verglichen seine Schösslinge mit Kindern. Ein Zweig im Schnabel der Taube konnte für Hoffnung und Leben stehen.
Thomas Staubli
Das aus den Früchten des Baumes gewonnene Öl war das wichtigste Fett in der Nahrung und diente auch der Hautpflege. Daher ist es nicht erstaunlich, dass die Salbung das bedeutendste Ritual war, wenn man Könige und Priester weihte – mindestens seit dem 3. Jahrtausend vor Christus. In Israel trug der König daher den Ehrentitel "Gesalbter", hebräisch "Maschiach" (Messias), griechisch "Christos". Der Prophet Samuel salbte den charismatischen Guerillero David (1 Samuel 16,13). Der Jerusalemer Stadtpriester Zadok salbte Davids Sohn Salomo (1 Kön 1,39). Die Slumbewohnerin Maria salbte den Wanderprediger und Heiler Jesus von Nazareth (Johannes 11,2). Der Messias ist eine Heilsfigur. Er soll eine Friedenszeit bringen. Vielleicht kommt der Messias ja bald mal als Frau.