Geht doch!
Die EKD muss 17 Millionen Euro einsparen und sich grundlegend reformieren. So viel Aufbruch war lange nicht mehr.
Tim Wegner
11.11.2020

Die Kirche will keine "staatsanaloge Behörde" mehr sein, sie will mehr einem innovationsfreudigen Unternehmen oder einer Art NGO ähneln. So steht es in den Leitsätzen, die die EKD-Synodalen im November verabschiedet haben. Interne Streitereien; um sich selbst kreisende Institutionen, die Aufgaben lieber doppelt und dreifach erledigen, als sich abzusprechen; Gemeinden, denen es egal ist, was sich in der Nachbarschaft tut - all das soll es in der "Kirche der Zukunft" nicht mehr geben. Und ja, es wäre großartig, wenn es so kommen würde. Dafür müsste sich die Kirche von viel Bürokratie, engstirnigem Denken und auch von Hierarchien trennen.

Tim Wegner

Claudia Keller

Claudia Keller ist Chefredakteurin von chrismon. Davor war sie viele Jahre Redakteurin beim "Tagesspiegel" in Berlin.

Vor 14 Jahren versuchte der frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber mit dem Impulspapier "Kirche der Freiheit" schon einmal, die Beamtenmentalität auszutreiben. Vieles verlief im Sand, unter anderem, weil kaum jemand Erfolgskontrollen wollte. Es hat sich aber auch viel bewegt, vor allem dort, wo Geldmangel dazu zwang. Der neuerliche Angang hat – man muss es leider so sagen - größere Chancen, denn bald wird das Geld an vielen Stellen fehlen. Die EKD rechnet damit, dass sich Kirchenmitgliedszahlen und Finanzkraft bis 2060 halbieren könnten.

Das macht zuversichtlich

Das neue Reformpapier ist mit einer klaren Finanzstrategie und einer konkreten Streichliste verknüpft. Bis 2030 sollen 17 Millionen Euro eingespart werden. Zum Vergleich: 2020 umfasste der EKD-Haushalt knapp 232 Millionen Euro. Was nicht dazu dient, mit Menschen in Kontakt zu kommen, was nicht die öffentliche Präsenz der Kirche erhöht oder wer etwas macht, das andere kirchliche oder nicht kirchliche Institutionen besser können, muss mit weniger Geld auskommen. Die kirchlichen Hochschulen zum Beispiel, die mit den staatlichen evangelisch-theologischen Fakultäten um immer weniger Studierende konkurrieren.

Natürlich erklärten viele Synodale, warum ausgerechnet in ihrem Bereich nicht gekürzt werden dürfe. Wichtig ist, dass sie sich das Sparpaket und den Zeitplan grundsätzlich zu eigen machten. Ab 2022 sollen die Einsparungen umgesetzt werden. 2021 setzt sich die Synode turnusgemäß neu zusammen. Dann gilt erstmals eine Jugendquote: 20 von 128 der Neuen müssen zwischen 18 und 26 Jahre alt sein. Das macht zuversichtlich, dass der Abbruch auch ein Aufbruch wird.

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