chrismon: Ihr Museum erzählt von der Pest. Jetzt ist die Pandemie da. Wie reagieren Sie?
Stefan Leenen: Seitdem das Museum schließen musste, stellen wir täglich ein Exponat im Internet per Video vor. Wochenends ermöglichen wir virtuelle Rundgänge.
Igal Avidan
Die Feuerwehr stellt Seuchenausrüstung für die Ausstellung. Muss die jetzt zurück?
Die Infektionstrage, die infizierte Patienten abschirmt, wurde noch nicht angefordert. Auch nicht das große Infektionsgerät, mit dem man Transportwagen und Behandlungsräume desinfiziert. Wir haben das alles sicherheitshalber schon aus den Vitrinen geholt.
Ist das Interesse für Ihre Ausstellung mit der Corona-Epidemie gewachsen?
Enorm, weil da Parallelen zu anderen verheerenden Epidemien gezogen werden, etwa zum "Schwarzen Tod". Er forderte Mitte des 14. Jahrhunderts 25 Millionen Tote binnen sieben Jahren, ein Drittel von Europas Bevölkerung.
Welches Ihrer über 300 Exponate beeindruckt Sie am meisten?
Die Kopie eines Grenzsteins aus dem englischen Dorf Eyam, das sich selbst isolierte. Sie haben sich geopfert. In diesem Dorf starben viele, in der Umgebung nicht. Am Grenzstein hinterlegten Leute aus Nachbardörfern Lebensmittel, und in Vertiefungen deponierten die Bewohner von Eyam Münzen. Die Vertiefungen waren zur Desinfektion mit Essig gefüllt. Freiwillige Isolation ist sehr selten.
Was haben Sie aus der Vorbereitung der Ausstellung persönlich gelernt?
Mich hat sie für Nöte während der Pandemie sensibilisiert. In vielem blieben die Reaktionen über Jahrhunderte gleich: Panik, Zuwendung zur Religion, auch Selbstlosigkeit gab es immer.