Am 31. Januar hat das Vereinigte Königreich die EU verlassen. Auch wenn sich im Alltag noch nicht viel geändert hat: Mit diesem Tag steht fest, dass sich am Austritt nichts mehr ändern wird. Bei vielen sind endlich Tränen geflossen. Ich habe an dem Abend eine Andacht in einer Nachbarkirche besucht. Das Erste, was mir ein freundlicher Schotte nachher sagte, war: Sorry! Gefolgt von einer dicken Umarmung.
In Schottland haben viele für den Verbleib in der EU gestimmt. Die Geschichte Schottlands und Englands ist erst seit gut 300 Jahren friedlich, Entscheidungen aus London werden oft skeptisch gesehen. Und die EU ist nahe – trotz der Entfernung. Über die Hanse ist man seit Jahrhunderten eng verbunden.
Verena Jantzen
Auf dem Weg in die einsamen Highlands und auf den schottischen Inseln kündigen oft Schilder die Förderung dieser Straße oder jener Fähre durch die EU an. Nicht nur in strukturschwachen Gegenden weiß man, was Finanzhilfen aus Brüssel bedeuten und wie wichtig Arbeitskräfte aus der EU für Landwirtschaft, Forschung und Tourismus sind.
Es wird Zeit brauchen, die Wunden zu heilen und Frieden zu schließen – und viel Engagement, um die tiefe Spaltung des Landes zu überbrücken. Was wird kommen in den nächsten Monaten – und nach Ablauf der Übergangsfrist Ende des Jahres? Das traut sich im Moment kaum einer auszumalen. Zu emotional erschöpft sind die meisten. Wird die Union des Vereinten Königreiches halten? Der Ruf nach Unabhängigkeit wird wieder hörbar, und der nach einer eigenen EU- Mitgliedschaft für Schottland.