Impfen, aber holla!
Ich bin für die Impfpflicht. Aber ich wäre gegen eine Organspendepflicht.
Tim Wegner
08.04.2019

Mein Enkel ist fünf Monate alt. Er kann erst mit etwa einem Jahr gegen Masern geimpft werden. Hoffentlich trifft er bis dahin nicht auf Kinder von Impfgegnern! Da reicht es, dass so ein Kind, noch bevor die Krankheit ausgebrochen ist, einmal in die Gegend hustet, schon wäre mein Enkel angesteckt. Hoffentlich ist der Kleine dann nicht das eine von 1000 Masernerkrankten, das eine Hirnhautentzündung bekommt. Hoffentlich nicht das eine Kind von fünf, das daran stirbt ... Kurzum: Ich bin für eine Impfpflicht. Und zwar für eine mit Strafen.

Tim Wegner

Christine Holch

Chefreporterin Christine Holch mag knifflige Themen und sperrige Menschen. Sie hat für ihre Arbeit diverse Preise bekommen, etwa für die Recherche in der Psychiatrie den DGPPN-Preis für Wissenschaftsjournalismus, für einen Text über zwei Frauen mit schlimmsten Missbrauchserfahrungen wurde sie geehrt vom Journalistinnenbund und vom Weißen Ring; und sie war nominiert, zum Beispiel für den Theodor-Wolff-Preis mit dem Text über ihren Nazi-Opa und seine Zwangsarbeiterin. Ganz früher hat sie Germanistik und Philosophie studiert, Theater auf der Straße gespielt, in Hessen und Thüringen bei der Regionalzeitung HNA volontiert und bei der taz in Bremen und Hamburg gearbeitet.

Müsste ich dann nicht auch für eine Organspendepflicht sein? Nein. Der Unterschied: Bei der Organentnahme ist der Eingriff in meine körperliche Integrität (auch wenn ich schon tot bin) viel größer als beim Impfpikser. Vor allem aber: Mit dem Impfen schütze ich die Gemeinschaft und dazu noch mich selbst. Mit der Organspende dagegen tue ich etwas für das Wohlergehen einer einzelnen anderen Person. Es ist ein Geschenk, es hat fast schon Züge eines Opfers. So etwas kann man nur freiwillig erbringen. Würd ich tun. Ich habe selbst einen Organspendeausweis.

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