Rebeccas Sohn Vipin ist drei und gegen alles geimpft, vor dem ein Kleinkind geschützt sein sollte. Gleich bei der Geburt in einem schwedischen Krankenhaus haben sich Pfleger darum gekümmert, dass sich die deutsch-schwedische Familie bei einem Kinderarzt anmeldet und eine Krankenschwester die Familie begleitet – sie klärt auch bei Impffragen auf und erinnert. Zudem besuchen Mediziner regelmäßig Schulklassen und sprechen Eltern an, deren Kinder in Verzug sind.
In Schweden und in Finnland, das ähnlich verfährt, gab es seit den 1990ern nur eine Handvoll Maserninfektionen pro Jahr. Mehr als 95 Prozent der Bevölkerung sind geimpft. Das ist nötig, damit auch Säuglinge geschützt sind und alle, die nicht geimpft werden können. In Deutschland häufen sich lokale Epidemien mit Todesfällen. Zwar wird wieder mehr geimpft, die Quote in den jüngsten Jahrgängen liegt bei knapp 93 Prozent. Aber das reicht nicht, und in Bayern, Baden-Württemberg und Berlin ist sie deutlich niedriger.
Ohne Pikse keine Kita
Einen anderen Weg als Schweden und Finnland beschreitet etwa Australien, wo es seit 2015 heißt: Ohne Pikse keine Kita und weniger Kindergeld. 200 000 Kinder wurden dort seither nachgeimpft. Frankreich führte just ein, dass jedes Kind in den ersten zwei Lebensjahren gegen elf Krankheiten immunisiert werden muss. Dagegen gibt es viele Proteste.
In den Studien der Psychologin Prof. Dr. Cornelia Betsch von der Universität Erfurt erweist sich der Zwang als nicht hilfreich. "Diejenigen, die skeptisch sind, holen sich ihre Freiheit zurück, indem sie andere wichtige Impfungen weglassen." Viele Eltern sagen zudem, der Alltagsstress halte sie davon ab. So sind etwa Arzttermine in den Randzeiten, wichtig für berufstätige Eltern, knapp. Das passt zur Feststellung des Robert-Koch-Instituts, dass 97 Prozent aller Erstklässler zumindest die erste von zwei Masernimpfungen haben. "Impfen muss leichter zugänglich werden", sagt Betsch. "Viele wären froh, wenn eine Impf-Fee in den Kindergarten oder die Schule käme und sie nur ihr Einverständnis geben müssten."
Überschrift
Die Überschrift: „Schutz für alle - ohne Impfpflicht“ hat auf mich beim Überblättern als Aussage gewirkt: „Schutz für alle ohne Impfen“. Natürlich hat die Autorin im Kontext „Impfen“ das Wort „Schutz“ synonym zu „Impfschutz“ verwendet. Aber dazu muss man den Artikel lesen. Meine erste beim Durchblättern Reaktion war aber: „Impfgegner? - Irrelevant, überblättern. “ Erst die Überlegung: „Impfgegner in Chrismon? Amüsant! Oder eine Anzeige - wofür?“ hat mich zum Zurückblättern und Nachlesen veranlasst.
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Desinformativer, populistischer Bericht
Lasst euch ja impfen sonst passiert was ganz böööses. Die Autorin hat sich wohl noch nie die Werte vom Robert-Koch-Institut angesehen, welche seit Beginn der Meldepflicht erfasst wurden. Dann wüsste Sie, dass laut deren Zahlen es seit 2001 "nur" 4 Maserntodesfälle gab.
Wo dieses Epidemien und Todesfälle aus diesem Artikel hier herkommen, kann ich jedenfalls nicht erfassen. Wegen 532 Masernerkrankungen in 2018, 929 Erkrankungen in 2017 und 326 Erkrankungen in 2016 eine Impfpflicht einzuführen kann inhumaner gar nicht sein.
Ich hätte gerne nochmal eine Quelle für die 93% Durchimpfungsrate. Darüber hinaus kann sich die Autorin auch gleich nochmal die Daten bzgl. der Impfnebenwirkungen ansehen. Relativiert hoffentlich etwas dieses total falsche Bild was hier vermittelt wird.
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