Wer seinen Kollegen schon immer mal 95 Thesen zu Sauberkeit und Hygiene in der Büroküche an die Tür nageln wollte, hat jetzt die Möglichkeit, das in der Handschrift von Martin Luther zu tun.
Der Typograf Harald Geisler hat Luthers Schrift anhand von Dokumenten zum Wormser Reichstag in eine Schriftart für Computer und Smartphones verwandelt. Die Idee kam ihm nach dem Studium im Gespräch mit zwei Freundinnen. Mittlerweile hat er auch die Handschriften von Sigmund Freud und Albert Einstein digitalisiert. "Ich möchte einen ästhetischen Zugang zum Autor schaffen – über die Schrift zum Inhalt", sagt Geisler.
Sigmund Freud hat nie ein großes Q verwendet
Finanziert hat er sein Projekt auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Die entsprechenden Dokumente hat er aus Archiven und Bibliotheken erhalten. Am Computer analysiert er die Schrift und zeichnet einen besonders durchschnittlichen Buchstaben digital nach. "Ich versuche, die Grundbewegung zu erkennen", erklärt Geisler sein Vorgehen.
"Die Schwierigkeit ist, alle Buchstaben zu finden. Sigmund Freud zum Beispiel hat nie ein großes Q verwendet." Bis zu einem Jahr braucht er für eine Schrift.
Als Nächstes steht die von Martin Luther King jr. an, die Geisler 2019 fertigstellen möchte. Für 35 Euro kann man die Schriftarten herunterladen.