Wir waren uns – leider – einig
Eigentlich sollten wir uns streiten: Erko Deterts war mein Matchpartner bei "Deutschland spricht". Doch dann zeigte sich, dass wir in fast allem einer Meinung waren. Schade irgendwie. Trotzdem machen wir im nächsten Jahr wieder mit.
Tim Wegner
24.09.2018

Ich war gespannt: Trump sei gut für die USA, hatte mein "Deutschland-spricht-Partner" angekreuzt. Wirkliche Trump-Anhänger gibt es nicht in meinem Freundeskreis. Daher reden wir kaum noch über den Irren im Weißen Haus. Aber an diesem Nachmittag sollte ich einen Trump-Freund treffen – und ernsthaft mit ihm streiten.

Erko Deterts und die Autorin Dorothea Heintze

Hat leider nicht geklappt. Denn natürlich, so der nette Erko Deterts, habe er seine Antwort nur provokant gemeint: Trump sei so schrecklich, dass die Amis nun endlich mal aufwachen würden, um ihr marodes Wahlsystem reformieren zu können. Und deshalb sei Trump eben auf eine bestimmte Art und Weise gut für die USA.

Aber, und damit bezog er sich auf mich: Ich hätte ja angekreuzt, dass Deutschland seine Grenzen schärfer kontrollieren solle. Damit sei ja wohl klar: Ich hätte Angst vor Flüchtlingen. Ganz anders als er. Und darüber könnten wir doch nun trefflich streiten.

Nein, leider auch nicht. Auch ich hatte meine Antwort provozierend gemeint, als Zugeständnis an ängstliche MitbürgerInnen von AfD, Orban und Co. Kontrolle von mir aus ja, aber auf jeden Fall weiter grundsätzlich offene Grenzen, natürlich auch der Euro und überhaupt Europa als Zukunftsprojekt.

Hambacher Forst, Veganismus oder Fußball – alles kein Streitthema

Und so ging es weiter an diesem netten Nachmittag im regnerischen Hamburg: Fleischkonsum und autofreie Städte, Hambacher Forst und MeToo: Erko Deterts und ich waren in fast allen politischen Dingen einer Meinung. Militante Veganer mag ich genauso wenig wie er; die AfD findet er genauso gefährlich wie ich – selbst Fußball war kein Streitthema: Davon hab ich nämlich keine Ahnung.

Fazit unseres Treffens: Wieder einen Menschen kennengelernt, der Hass im Netz verabscheut; der es wichtig findet, dass wir alle miteinander reden und der, wie ich, zu der leider so großen und viel zu stillen Mehrheit gehört.

Machen wir nächstes Jahr wieder mit? Auf jeden Fall. Dann hoffen wir darauf, dass es vielleicht konkretere und spitzere Fragen gibt, deren Antworten weniger Interpretationsraum ermöglichen. Denn: #WirSindMehr – das wissen Erko und ich schon lange. Gern hätten wir beide jetzt mal jemanden von der Minderheit getroffen … 

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