chrismon: Sie zeichnen sogenannte Sternenkinder. Wie kamen Sie darauf?
Larissa Reinboth: Meine Schwester macht eine Ausbildung zur Hebamme. Als sie zum ersten Mal ein Sternenkind zur Welt gebracht hat, also ein Baby, das bereits vor der Geburt tot war, hat sie das sehr mitgenommen. In einer Zeitschrift las sie dann von einer dänischen Hebamme, die den Eltern ein Bild des Kindes zeichnet. Für sie war das eine tröstliche Vorstellung, so ein Andenken zu haben.
Die Kinder werden in der Klinik doch ohnehin fotografiert?
Das stimmt. Aber die Fotos haben eher Archivcharakter, sind kalt und dokumentarisch. Vielen Eltern hilft das nicht wirklich, mit ihrer Trauer umzugehen.
Und warum hilft die Zeichnung?
Sie hilft ihnen, das Kind als dagewesene Person zu schätzen. Ihr Baby ist nicht einfach verschwunden. Sie haben dann eine Erinnerung. Außerdem können Familien, die bereits Kinder haben, mit der Zeichnung das Baby zeigen und dann erklären, warum kein Geschwisterchen mit nach Hause gekommen ist.
Aber man könnte doch genauso gut ein schöneres Foto machen.
Manche Fotografen bieten das an. Ich nutze eben ein anderes Medium. Bei der Zeichnung wissen die Eltern, dass sich eine menschliche Hand mit den Gesichtszügen ihres Kindes beschäftigt hat. Jemand hat dem Kind Zeit gewidmet. Das ist für manche ein großer Unterschied.
Fahren Sie für die Zeichnung in die Klinik?
Nein, ich zeichne das Porträt anhand eines Fotos. Die Eltern schicken es mir zu, und ich fertige das Bild innerhalb von zwei Wochen an.