Zwei Kinder deren Gesichter nicht zu erkennen sind
Zwei Kinder deren Gesichter nicht zu erkennen sind
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Gehören Kinderfotos in Soziale Medien?
Kleinkinder, verschmiert mit Tomatensoße, der Sohn beim Fußball mit der F-Jugend, schnell ein Foto ­online gestellt. Aber gehört es da hin? Nein, warnt das Deutsche Kinderhilfswerk. Ja, findet Tors­ten Beeck, Journalist und Vater von zwei Töchtern, 8 und 6 Jahre alt
Portrait Manon Priebe, online-Redaktion chrismonLena Uphoff
26.02.2018

chrismon: Ihre Tochter lernt Skateboardfahren in der „Spiegel“-Tiefgarage, sie hatte bei der Einschulung eine rosa Schultüte. Die andere steht auf Bibi und ­Tina. Unheimlich, dass ich das über Ihre Töchter weiß?
Torsten Beeck: Bibi und Tina mögen vermutlich mindes­tens 1,5 Millionen Mädchen in dem Alter, so viele waren zumindest im letzten Kinofilm. Und die Namen, Anschrift und Geburtsdatum gibt es für ein paar Euro beim Einwohnermeldeamt. Alles nicht wirklich geheim.

 

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Torsten Beeck

Torsten Beeck ist Leiter Social Media in der Chefredaktion von „Der Spiegel“. Er lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Hamburg.
Portrait Manon Priebe, online-Redaktion chrismonLena Uphoff

Manon Priebe

Manon Priebe findet Babyfotos von "Freunden" in ihrer Timeline gar nicht mal immer süß. Fotos von Katzenbabys hingegen gehen immer!

Wieso teilen Sie Fotos Ihrer Kinder im Netz?
Kinder aus der digitalen Welt auszublenden, schützt sie nicht. Spätestens, wenn sie das erste Smartphone in der Hand haben, werden sie Selfies an Freunde schicken und die Nächte durch mit der bes­ten Freundin Nachrichten schreiben. Das ist eben auch ein Teil der Realität, mit der sie nur lernen können umzugehen, wenn sie Vorbilder ­haben, die die Probleme kennen und thematisieren. 

Mit Ortsangabe, Name der Schule und Freundinnen!
Die Adresse meiner Eltern stand im Telefonbuch, wir Kinder litten nicht darunter. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich öffentlich Fotos ihrer Freundinnen geteilt habe.

Vielleicht ist Ihrer Tochter die Schultüte in zwei Jahren peinlich. Dann sind die Fotos schwer zu löschen.
Damit wird sie leben müssen. Das Argument der unlöschbaren Fotos ist, zumindest bei Facebook, eher Panik­mache: Nirgends habe ich mehr Kontrolle über die Bilder. Und wenn man die richtigen Privatsphäreeinstellungen verwendet, sind die Bilder auch nicht in Drittarchiven zu finden.

Viele Eltern fotografieren ihre Kinder nur von hinten oder platzieren Emojis auf den Gesichtern. 
Es ist das Recht der Eltern, das so zu gestalten, wie sie es für richtig halten. Ich bin ja nicht für die Abschaffung der Privatsphäre. Aber das sind eher Scheingefechte. Die Gefahren sind hypothetisch. Ich kenne keine Studie, die einen Zusammenhang zwischen Belästigung von ­Kindern und Kinderfotos auf Facebook herstellt.

Sie kennen sich schon wegen Ihres Berufs in der ­Onlinewelt aus. Was raten Sie Eltern?
Wer seine Kinder respektvoll behandelt, wird keine Fotos veröffentlichen, die sie lächerlich machen oder die ihnen zukünftig unangenehm sein könnten. Und wenn das doch passiert: Je besser man die Plattformen und deren Funktionalitäten versteht, desto eher verschwindet so ein ­Foto – auch nach Jahren – wieder aus dem Netz. Einiges vergisst das Internet dann eben doch. Und ohne Vorbilder, die diese Plattformen sinnvoll nutzen, stehen die Kinder spätestens in der fünften Klasse ziemlich allein da.