Bremens Innenstadtkirchen laden ein: Kunst entdecken und selbst machen
Am Reformationstag laden Kirchengemeinden der Hansestadt rund um den Dom zu diversen Veranstaltungen ein. Etwa zu einer Entdeckungstour durch den Dom für Kinder (ab 13.30 Uhr im Eingangsbereich). Im Informationszentrum Kapitel 8 (Domsheide 8) kann man an Hörstationen Gesprächen zwischen Martin Luther, seiner Ehefrau „Käthe“ und Gott lauschen. Dort startet
um 15 Uhr auch eine Stadtführung, in der es besonders um die Reformation in Bremen und die Folgezeit geht. Im Kapitelsaal läuft ab 15.30 Uhr der Film „Katharina Luther“.
In der Kirche Unser Lieben Frauen, Bremen, schwingt eine Schaukel an 14 Meter langen Seilen. Man kann sich dort auch ein „Entdeckerkästchen“ leihen und damit die Kirche erkunden. Ab 16 Uhr präsentiert das Vokalensemble „Game of Tones“ Lieder von Luther bis Pop, zum Mitsingen und Zuhören. Ausruhen kann man vom Trubel im Café Kapitel im Domkapitelsaal, Domsheide 8.
Auch St. Stephani lädt zu Kaffee und Kuchen ein – mit Livemusik und einem Kunstprojekt. Künstler haben die acht Blindbögen der Kulturkirche zum Thema Reformation gestaltet. Ab 18 Uhr bläst das Evangelische Posaunenwerk Bremen Choräle von den Türmen und Treppen der Innenstadt.
Gottesdienste mit Bischöfen in Norddeutschland
„Nun freut euch, lieben Christen g‘mein“: Das Lutherlied erklingt im Bremer Dom St. Petri ab 10 Uhr – und den ganzen Tag. Der erste Geistliche Renke Brahms predigt, der Domchor singt.
Auch um 10 Uhr feiert St. Marien, Rostock, mit Landesbischof Gerhard Ulrich; danach Umzug und Empfang in der Nikolaikirche.
Nach dem 11-Uhr-Gottesdienst mit Bischof Christoph Meyns im Braunschweiger Dom gibt es Musik und einen Thesenanschlag auf dem Burgplatz.
11 Uhr: St.-Martini-Kirche Stadthagen mit Bischof Karl-Hinrich Manzke. Es erklingt die Bachkantate „Ein feste Burg“.
15 Uhr: Gottesdienst mit Bischöfin Kirsten Fehrs in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis.
Beim Gottesdienst im Dom St. Petri zu Schleswig mit Bischof Gothart Magaard, ebenfalls um 15 Uhr, singt der Landesjugendchor Schleswig-Holstein.
Luther im hohen Norden, Schleswig
Was passiert, wenn 500 Jahre lang lutherische Pfarrer die braven Bauern von Bullerbü und Lönneberga vor Bosheit und Erbsünde warnen? Richtig: Das regt die düstere Phantasie an. Nicht zufällig stammen Kommissar Wallander und Hackerin Lisbeth Salander aus dem erzlutherischen Schweden.
Die Gebiete rund um die Ostsee schlossen sich früh der Reformation an. Bis heute prägt das die Mentalität im größten lutherischen Gebiet Europas. Die Ausstellung „Luthers Norden“ auf Schloss Gottorf in Schleswig zeigt bis zum 28. Januar 2018 die politischen, kulturellen und sozialen Folgen. Klöster, Kapellen und Wegekreuze verschwanden, Fürsten bereicherten sich am Kirchenschatz, Städte legitimierten ihr Unabhängigkeitsstreben mit evangelischen Parolen. Das Pfarrhaus wurde das Ideal christlicher Lebensführung. Ein immer selbstbewussteres Bürgertum regelte Bildung und Armenfürsorge neu – und disziplinierte seine Kinder streng mit Anstandsregeln und hohen Bildungsanforderungen.
Der Theologe und Kurfürstenberater Georg Spalatin, Altenburg
"Wenn ich nicht gewesen wäre, nimmer wäre es mit Luthero und seiner Lehr so weit kommen.“ Ganz schön selbstbewusst, der junge Mann. Er hieß Georg Burkhardt, wurde 1484 in Spalt in der Nähe von Nürnberg geboren, hatte die Universitäten in Erfurt und Wittenberg besucht und seinen Magister Artium gemacht. Mit 24 Jahren trat er als Prinzenerzieher und als Berater in den Dienst des sächsischen Kurfürsten Friedrich III., später „der Weise“ genannt. Bald darauf nannte er sich nach seinem Geburtsort: Georg Spalatin. Der Humanist und Freund Luthers wurde zu einem wichtigen Förderer der reformatorischen Ideen, und er war es, der im Auftrag des Kurfürsten Martin Luthers „Flucht“ auf die Wartburg organisierte. Nach Altenburg kam Spalatin 1508 als Stiftsherr im Kollegiatstift St. Georg.
Eine Gedenktafel erinnert an sein Leben in Altenburg: „Rein in den Sitten erfüllte er treu seine Pflichten. Hier in unserer Stadt, die genannt nach der Burg ist, der alten“, heißt es dort. Die Ausstellung „Georg Spalatin – Martin Luthers Weggefährte in Altenburg“ im Residenzschloss gibt noch bis Ende Oktober Einblicke in das Leben Spalatins. Am 31. Oktober 2017, 10 Uhr, wird im Rahmen eines Kantatengottesdienstes die aufwendig restaurierte St.-Bartholomäi-Kirche wieder übergeben. Anschließend wird das neue Spalatin-Denkmal enthüllt.
Festgottesdienst in Berlin
Warum feiern die Berliner ihren Festgottesdienst ausgerechnet in Spandau? Kurfürst Joachim II., der von seinem Vater im Testament verpflichtet worden war, auf ewig katholisch zu bleiben, hatte die Reformation in Brandenburg eingeführt. Anfang November 1539 wurden die ersten evangelischen Abendmahle gefeiert, in der Spandauer und in der Berliner Nikolaikirche. In welcher saß der Kurfürst? Wohl in der Spandauer.
Dort nun feiert die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am 31. Oktober 2017 um 10 Uhr den Reformationsgottesdienst – mit Bischof Markus Dröge und Erzbischof Heiner Koch. Anschließend begrüßen der Berliner Bürgermeister Michael Müller und Ministerpräsident Dietmar Woidke die Besucher. Um 11 Uhr findet ein Empfang auf dem Reformationsplatz vor der Kirche statt. Auf einem „Luthermarkt“ gibt’s was zu essen.
Standbild nach Stahlstich, Möhra
Margarethe Luther war schwanger, als sie und ihr Mann, der Bergmann Hans Luther, im Sommer 1483 das thüringische Möhra verließen, um nach Eisleben zu ziehen – wo Martin Luther geboren wurde. Natürlich besuchte der Reformator gelegentlich die Verwandtschaft. Auch auf der Rückreise vom Reichstag zu Worms machte Luther in Möhra Rast. Als er das Dorf verließ, wurde er im nahe gelegenen Glasbachgrund zum Schein entführt und zu seinem Schutz auf die Wartburg gebracht.
Auf einen Klick: Was ist los in Celle oder Stade?
Ein barockes Wasserschloss besichtigen, zu Livemusik tanzen und feiern, Ausstellungen zur Reformationsgeschichte besuchen, Gospelkonzerte, Kabarett – von Norderney bis Hann. Münden, von Nordhorn bis Wittenberge wird gefeiert und des Thesenanschlags gedacht. Auf einer Karte haben das niedersächsische Kultusministerium und die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen alle Veranstaltungen eingetragen. Mit einem Klick erfahren Sie, was wann los ist in Celle oder Stade.
So stürmisch wurde die Reformation in Nordwestdeutschland populär
Die Ideen der Reformation fraßen sich wie ein Lauffeuer durch Europa. Als wäre ein lange gehegtes Geheimnis gelüftet worden, ließen sich die Menschen von den Worten der Reformatoren und den endlich verständlichen Texten der Bibel anstecken. So predigten Anhänger von Martin Luther schon früh mit großem Erfolg in Bremen, Braunschweig, Minden und Herford. Es gab Aufruhr. Bürger stürmten Kirchen und Klöster. Sie zerschlugen Altäre und Heiligenbilder. Fürsten zählten zu den Vorkämpfern der Reformation: Landgraf Philipp der Großmütige in Kassel und Herzog Ernst der Bekenner in Celle. Die Räte der Städte Bremen und Braunschweig zogen mit und führten die neue Konfession bereits Mitte der 1520er Jahre ein. In Sachsen, oft als Stammland der Reformation bezeichnet, geschah das erst 1539.
500 Jahre nach Martin Luthers Thesenanschlag zeigt das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake eine Ausstellung über die Reformation in Nordwestdeutschland. Erstmals gibt diese Ausstellung einen zusammenfassenden Überblick über alle Rahmenbedingungen der Reformation. Gemälde, Skulpturen, Flugblätter, anregende Inszenierungen und moderne Medien führen die enormen Veränderungen und den Wandel des Glaubens vor Augen.
Eine besondere Rolle fiel den Neuen Medien der Lutherzeit zu: Ohne den Buch- und Bilderdruck hätte sich die Reformation nicht so schnell ausbreiten können. Mehrere Schlösser und Kirchen haben für die Ausstellung ihre Schatzkammern geöffnet und Objekte aus Gold und Silber zur Verfügung gestellt, manche werden zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Wer nicht jugendfreie Kunstobjekte der Renaissancezeit betrachten will, muss durch ein Schlüsselloch schauen. Die Ausstellung ist bis zum 7. Januar 2018 geöffnet.
Leuchtzeichen an der Wand, Köln
Von 20 bis 24 Uhr erstrahlen am 31. Oktober rund 50 Kirchtürme und Kirchen im Ruhrgebiet im Scheinwerferlicht. Beamer projizieren Worte zum Kampagnenmotto „Einfach frei“ der Evangelischen Kirche von Westfalen auf die Mauern. Inhaltlich geht es da zum Beispiel um die Kirchen als Orte, an denen erlittene Unfreiheit beklagt werden darf, um die befreiende Gnade, um die weitreichenden politischen Folgen der „Freiheit eines Christenmenschen“, die Martin Luther beschrieben hat. „Erleuchtet“ sollen so auch die Betrachter werden. Die Kirche als Lichtzeichen in der Öffentlichkeit: ein urreformatorisches Anliegen.
Luthertafel in Mainz
Der Reformator war kein Kostverächter, und er liebte es sehr, bei Tisch die großen Fragen der Zeit zu diskutieren. An einer riesigen Tafel auf dem Theaterplatz in Mainz kann am Reformationstag von 12 bis 15 Uhr jeder Platz nehmen, dem es ähnlich geht. Kürbissuppe und Wurst, Bier, Wein und Alkoholfreies werden gereicht. Schauspieler mischen sich zwischen die Gäste und rezitieren aus Luthers Tischreden. Posaunen spielen auf, für Kinder gibt es Spielstationen. Mehr noch als an Luthers Tisch sollen die Frauen der Reformation das Wort bekommen. Bei Regen wird das Mahl in benachbarte Innenräume verlegt.
Protestantischer Bilderreichtum, Speyer
Ökumene in Schmalkalden
Viele Festgottesdienste am Reformationstag werden ökumenisch gefeiert. In Schmalkalden, einer zur Landeskirche in Kurhessen-Waldeck gehörenden Region Thüringens, schlossen sich 1531 die evangelischen Reichsstände gegen den katholischen Kaiser zusammen. Nun treffen sich dort, in der Kirche St. Georg und danach auf dem Altmarkt, die Konfessionen mitsamt politischer Prominenz aus Thüringen zum Gebet.
"Teuflisch gut", Bonn
Der Tintenfleck an der Wand der Lutherstube auf der Wartburg ist schon lange nicht mehr zu sehen. Er ist jetzt hier: auf den Einladungen zur Reformationsgala „Luther – teuflisch gut“ im Telekom Dome Bonn. Musik, Comedy, Talk und Kanzelrede erwarten die Besucherinnen und Besucher, die Einladung zu dieser bundesweit wohl größten Reformationsfeier richtet sich an die ganze Region Bonn.
Als Gäste dabei: der rheinische Präses Manfred Rekowski, Benediktinerpater Anselm Grün, Monika Hauser von der Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale. Reformationsbotschafter Eckart von Hirschhausen und die WDR-Journalistin Sabine Scholt moderieren den Abend. Und da Worte allein auch für Protestanten irgendwann ermüdend sind, musizieren das Beethoven Orchester Bonn, Judy Bailey & Band sowie Wise Guy Eddi Hüneke. Außerdem treten der „Chor der 1000 Stimmen“ und die „200 Bläser von Jericho“ auf.
Und das Motto „Luther – teuflisch gut“? Das lesen fröhliche Rheinländer ganz im Sinne des Reformationsmottos der Evangelischen Kirche im Rheinland: „vergnügt, erlöst, befreit“. In Bonn wird es sich zeigen: Kann man 500 Jahre Reformation fröhlich und begeistert feiern oder reicht ein bescheidenes, evangelisch-stilles Gedenken? Sie werden es sehen.
Luther, vom Kaiser geächtet, verbrachte fünf Monate auf der Veste Coburg
Der Reformator war eigentlich nur auf der Durchreise. Im Gefolge des sächsischen Kurfürsten Johann der Beständige – einem Tross von vielleicht 200 Menschen und 300 Pferden – wollte er zum Reichstag nach Augsburg. Am Karfreitag 1530 traf die Gesellschaft in Coburg ein. Für Martin Luther, in Acht und Bann, war die Weiterreise zu gefährlich. Fünf Monate lang blieb er deshalb in der Veste Coburg, der südlichsten Festung des Kurfürstentums Sachsen. Zwei Zimmer standen ihm zur Verfügung. Er wurde beschützt und umsorgt, es gab gut zu essen, und viele Besucher fanden sich ein, um den berühmten Theologen zu treffen. Er sagte über seinen Aufenthaltsort: „Es ist ein überaus reizender und für Studien geeigneter Ort.“
Martin Luther war in dieser Zeit hochproduktiv. „Aus dem Reich der Vögel“ – ihn störten die lauten Dohlen und Krähen – schrieb er etwa 120 Briefe, viele davon an Philipp Melanchthon, und beobachtete das Geschehen auf dem Reichstag, wo die protestantischen Stände Karl V. Ende Juni die „Augsburger Konfession“ übergaben, Grundlagenschrift auch für spätere Religionsgespräche. Auch der „Coburger Psalter“ entstand damals. In der Stadtkirche St. Moriz predigte Luther sieben Mal.
An diese Zeit erinnert der Kirchenkreis-Kirchentag mit mehr als 40 Veranstaltungen am Reformationstag. Er beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Morizkirche, später gibt es einen politischen Frühschoppen, Spielangebote für Kinder, Gospelchöre und ein Luther-Musical. Ein Shuttlebus bringt Besucher zur Veste Coburg – dort ist noch bis zum 5. November die Bayerische Landesausstellung „Ritter, Bauern, Lutheraner“ zu sehen: ein Panorama der Zeit um und nach 1500, einer Epoche der Umbrüche.
Luther hautnah, Karlsruhe
Welcher Mensch steckt hinter der historischen Figur Martin Luther? Wie war er eigentlich, so ganz persönlich? Und wie sollen wir uns das Umfeld vorstellen, in dem Luther wirkte? Wie haben die Menschen damals gelebt? Fragen über Fragen. Bis zum 19. November können sich Besucher der Matthäuskirche in Karlsruhe auf die Zeitreise „Mensch Luther“ mitnehmen lassen. Eine Stunde lang werden sie Teil des Reformationsgeschehens. Ein Knecht führt die Gruppe durch bunte Kulissen und Hörszenen der Reformationszeit. Man sieht, hört, riecht und schmeckt Geschichte. Schauspielerische Einlagen und multimediale Präsentationen lassen die Geschichte erfahrbar und real erscheinen.
Aber bitte nicht beißen! Stuttgart
Nürnberger Symposium
Ja, die 95 Thesen. Davon hat jeder schon gehört – und auch dass Luther sie wohl doch nicht an die Kirchentür genagelt hat. Aber was stand eigentlich drin? Darum geht es am 30. Oktober auf einem Nürnberger Symposium. Ein inszeniertes Gespräch mit einem Luther-Schauspieler verschafft einen ersten Überblick. Gesprächsgruppen werden die Themen vertiefen und untersuchen, was die Thesen uns heute noch zu sagen haben. Abends ist Zeit zum offenen Austausch – mit Regionalbischof Stefan Ark Nitsche begeben sich die Besucher auf die Suche nach Antworten. Den meditativen Abschluss bilden Wort, Stille und Musik. Formen, für die auch Luther viel übrighatte.