Keine Drohung hat das Herrscherhaus Kim davon abgehalten, Atombomben zu bauen. Seit der kommunistische Norden 1950 den Süden Koreas angriff, ist das Land ständig existenziellen Gefahren ausgesetzt: Erst verlor Diktator Kim Il-sung im Koreakrieg alles. Dann wurde sein Regime mit Sanktionen belegt. Und seit 1997 halten US-Marine und südkoreanisches Militär jährlich Manöver vor der Küste ab. Der Druck war immer groß. Trotzdem oder deshalb heißt eine Leitlinie nordkoreanischer Politik: Son’gun – Militär zuerst.
Burkhard Weitz
Braucht das Regime die Atomwaffen wegen des internationalen Drucks? Wohl nicht nur. Schon 1965 ging ein Forschungsreaktor sowjetischer Bauart in Nyongbyon in Betrieb. Pakistanische Fachleute trieben das Nuklearprogramm voran. 2006 gelang Nordkorea der erste Atomtest, mindestens fünf weitere folgten – wohl auch ein Wasserstoffbombentest. Und weil das Regime über Trägerraketen verfügt, scheint nun der Weltfriede in Gefahr. Vielleicht hätte sich Nordkorea die Waffen auch ohne Druck von außen besorgt. Sicher ist nur: Der Druck hat es nicht verhindert.
Was hält das Regime auf? Jedenfalls keine Drohung. Wegen der vielen Feinde brauche Nordkorea so viel Geld fürs Militär, wird den Untertanen eingetrichtert. Nordkorea erlebt unter Kim Jong-un einen kleinen Aufschwung. Dennoch geht es dem Land sehr schlecht. Die Menschenrechtslage ist katastrophal. Ernteausfälle und Misswirtschaft, Dürre und Starkregen, Erosion wegen starker Abholzung, das alles macht den Menschen zu schaffen. Nordkorea hängt ganz an Chinas Tropf.
Nur einmal hielt Nordkorea inne mit dem Atomprogramm. Anfang 2012, während einer Hungersnot, willigte es in ein Stillhalteabkommen ein: keine Urananreicherung, keine Tests von Langstreckenraketen, internationale Inspektoren durften den Reaktor in Nyongbyon besuchen. Im Gegenzug hofften sie auf Lebensmittel. Doch allzu lange hielt das Regime nicht still.
Nur ein Kraut ist gegen das korrupte Regime in Pjöngjang gewachsen: die Zeit. Die Welt muss warten, bis eines Tages das Kartenhaus der Macht in sich zusammenbricht. Bis dahin muss man die Herren aus dem Hause Kim bei Laune halten – am Besten mit so etwas wie der Sonnenscheinpolitik. Also mit Entspannungspolitik, Wandel durch Annäherung auf Südkoreanisch. Das hat schon einmal woanders funktioniert.