chrismon: Warum verließen Sie Syrien?
Tamem al-Sakka: Einige meiner Angestellten wurden verhaftet, andere ermordet, andere flohen. Meine Frau, meine Tochter und ich zogen nach Damaskus, dann weiter nach Ägypten. Nach dem Militärputsch fühlten wir uns auch dort nicht mehr sicher. 2014 erhielten wir ein Visum für Deutschland.
Wie kamen Sie darauf, neu anzufangen?
In unserer Wohnung in Wittstock, Brandenburg, habe ich Süßigkeiten für die Nachbarn gebacken. Bei einer Frau im Haus, die angeblich keine Ausländer mochte, habe ich geklingelt. Wir haben uns tatsächlich angefreundet.
Sie ertränken Vorurteile in Sirup?
Ich konnte die Einstellung vieler Leute ändern. Als wir nach Berlin gezogen sind, waren die Nachbarn richtig traurig und haben gesagt: „Bleibt bei uns.“
War es ein großer Schritt zum eigenen Café?
Alle haben mir abgeraten. Deutschen sei das Gebäck zu ungesund und zu süß. Aber heute sind mehr als die Hälfte meiner Kunden Deutsche. Die Deutschen haben uns willkommen geheißen. Ich will ihnen etwas zurückgeben.
Sind deutsche Kunden anders als syrische?
Sie wollen wissen, ob die Pistazien aus biologischem Anbau stammen oder wie viel Butter im Gebäck ist. Das interessiert Syrer eher selten. Aber ich freue mich, wenn mich die Kunden etwas über das Gebäck fragen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass meine Tochter die Bilder vom Krieg vergessen kann. Und dass wir in Deutschland eine sichere Zukunft haben. Wenn es so weitergeht, ist unser Geschäft bald doppelt so groß wie das in Homs.
Die Konditorei Damaskus finden Sie in der Sonnenallee 93 in Berlin-Neukölln.