chrismon: Wer macht einen Schönheitswettbewerb für Holocaust-Überlebende?
Michalina Musielak: Ein Seniorenheim für Überlebende in Haifa, das auch von der Internationalen Christlichen Botschaft in Jerusalem gefördert wird. Die Veranstalter wollen Aufmerksamkeit, um Spender anzuwerben.
Warum machen die Überlebenden mit?
Alte Menschen fühlen sich im Internetzeitalter abgehängt, sie wissen viel weniger als ihre Kinder und Enkel. Zu diesem Abend konnten sie aber ihre Enkel einladen, das war ihnen wichtig. Eine der Frauen mochte das Programm zwar nicht, wollte so aber an die Shoah erinnern.
Sie sind Polin und Nichtjüdin. Warum interessieren Sie sich dafür?
Meine Eltern wollten, dass ich eine andere Perspektive auf Polen bekomme. Ich wurde mit sieben Jahren an der Jüdischen Schule in Warschau eingeschult. Dort lernt man viel über die jüdische Kultur, die im Krieg und unter dem Kommunismus ausgelöscht wurde. Die Kommunisten nutzten den allgemeinen Antisemitismus aus, um nach Kriegsende die jüdischen Überlebenden zu vertreiben. Dafür schäme ich mich als Polin. 2015 erhielt ich ein Stipendium und verbrachte ein Semester an der Universität Tel Aviv. In meiner Freizeit fuhr ich immer wieder nach Haifa zum Altersheim der Shoah-Überlebenden.
Wie verhielten die Überlebenden sich Ihnen gegenüber?
Als sie feststellten, dass ich Polin bin, erzählten mir einige ihre Erinnerungen aus Polen vor und nach dem Krieg. Sie behandelten mich, als wäre ich eine Enkelin, und boten mir Süßigkeiten und Kuchen an.