Wie viele andere bin ich aus dem Beruf ausgestiegen. Ich wollte nicht mehr von Zimmer zu Zimmer hetzen, bangend, ob alles gut geht („Frau R. müsste längst umgelagert werden! Herr P. braucht dringend sein Insulin!“). Und dann das Imageproblem: Ich hasste es, den Ärzten mit den Krankenakten hinterherzustolpern. Und wenn mir Patienten gönnerhaft Trinkgeld in die Tasche schoben.
Zeitnot und mangelnde Anerkennung belasten Pflegekräfte. Dass ihre Situation sich endlich verbessert, ist der Gradmesser für den Erfolg der Reform. Sie birgt die Chance, dass sich die Kräfte bündeln lassen im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen. Aber eine Namensänderung allein reicht nicht. Eine bessere Bezahlung muss her.
Und mehr Zeit. Einmal saß ich eine halbe Stunde bei einer dementen Frau, sie war fast verstummt. Ich schnitt ihre Fingernägel, da begannen wir „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ zu singen, sanft und leise. Solche Momente brauchen Pflegebedürftige und Fachkräfte. Sonst gehen beide unter.