###autor### Ende Mai haben sich die Iren mehrheitlich für eine Verfassungsänderung ausgesprochen. Bislang war die Ehe als Bund von Mann und Frau definiert. Nun soll dort stehen, dass sie zwischen „zwei Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht“ geschlossen werden kann.
Den Text zu ändern ist leicht, aber wie sieht es mit der Wirklichkeit aus? Gesetze müssen angepasst und neue Formulare ohne die Begriffe „Ehemann“ und „Ehefrau“ entworfen werden. Fragen zu künstlicher Befruchtung und Leihmutterschaft rücken auf die Tagesordnung.
Klar ist, dass die Kirchen ihre Haltung zum Thema Heirat nicht ändern werden. Vier der fünf großen Kirchen hatten sich im Vorfeld des Referendums gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen. Nur die evangelische Church of Ireland hatte sich nicht festgelegt. Der katholische Erzbischof von Dublin hatte immerhin geraten, die Gläubigen sollten zum Referendum gehen und dabei „sorgfältig reflektieren“. Dass Pfarrer und Priester nun gleichgeschlechtliche Paare trauen werden, ist sehr zu bezweifeln. Eine gleichgeschlechtliche Hochzeit müssen sie nicht vornehmen.
Männer- und Frauenpaare werden also in Zukunft wohl fast ausschließlich zivil heiraten. Das ist in der irischen Gesellschaft nicht mehr der Ausnahmefall. Aber eine Mehrheit von fast 65 Prozent heiratet immer noch mit Gottes Segen. Die kirchliche Trauung macht bei uns übrigens den Besuch beim Standesamt überflüssig. Der Pfarrer kann auch die Zivilehe schließen, in der Regel mit einer Unterschrift am Rande der kirchlichen Feier.
Die katholische Kirche stellt sich also erst mal quer. Andere Institutionen tun sich leichter mit dem Ausgang des Referendums. Der Tourismusverband preist bereits international mit Anzeigen und Videos Irland als Heiratsland für gleichgeschlechtliche Paare an. Damit ist wohl auch Geld zu verdienen.