Ein Rückblick auf 2014 zeigt: Die Welt brennt. Nur in Deutschland machen wir es uns gemütlich. Unsere Probleme sind vergleichsweise überschaubar: ein verrückter Lokführerstreik; eine wenig durchdachte Autobahnmaut; eine Bundesregierung, die alle Flüchtlingsnot auf die Kommunen schiebt, statt selbst zu handeln; eine auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschobene Steuerreform; eine schlecht gemanagte Energiewende. Und andere scheinbare Kleinigkeiten mehr.
Gleichzeitig droht seit Februar Gefahr aus Osteuropa. Russland spannt die russlandfreundliche Minderheit in der Ostukraine für seine Interessen ein. Im März annektierte es die Krim. Und die NATO weitet ihre Militärpräsenz bis an die russische Grenze aus. Fallen nur die Russen oder fallen auch wir auf gelenkte Propaganda herein? Eins sollte allen Beteiligten klar sein: Machtgebaren hilft nicht, diese Krise zu lösen.
Syrien, Irak, Libyen und Nigeria zerfallen. Im Juni rief die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak ein Kalifat aus. Im August erklärte Boko Haram in Nordnigeria die Stadt Gwoza zum Kalifat, brach in Libyen ein neuer Bürgerkrieg aus. Militante Islamisten sind stark wie nie zuvor. Die Falle, die Osama bin Laden am 11. September 2001 den USA stellte, ist zugeschnappt. Expräsident George Bush stürmte mit Naivität und viel Militär hinein, Nachfolger Barack Obama findet keinen Weg hinaus. In Mexiko tobt ein Drogenkrieg, der die Grausamkeit der Terrormiliz IS in den Schatten stellt. Die Organisation Amerikanischer Staaten erkannte im September an, dass der „War on Drugs“ (Krieg gegen Drogen) gescheitert ist.
Alle Haudrauf-Strategen lagen falsch. Wir können längst nicht mehr jede Krise nach unserem Gusto regeln. Die Bundeswehr zur schnellen Eingreiftruppe umzubauen wird die Welt kein Stück besser machen. Wir dürfen uns aber auch nicht auf eine Insel der Seligen zurückziehen. Wir müssen unsere Hilfe viel mehr ausbauen, wenn Krieg und Elend uns nicht überfluten sollen – mit Entwicklungspartnerschaften, wie sie bei Brot für die Welt und den Missionswerken längst üblich sind. Wir dürfen nur nicht auf schnelle und große Erfolge hoffen.
Foto epd-bild / Rolf Zöllner
Krisen überall sonst. Was können wir dagegen tun? – Ein Jahresrückblick
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