Foto: IMZBw/Sebastian Wilke
"Eine Welt ohne Gewalt!"
Das Wehrbereichsmusikkorps III erschien in Uniform und spielte Marschmusik in der Dresdner Frauenkirche. Passt das? Ja, sagen Vertreter der Stiftung Frauenkirche, die der Bundeswehr mit dem Gottesdienst Ende April für den Hochwassereinsatz im vorigen Jahr hatte danken wollen. Doch es gibt auch Kritik
Tim Wegner
23.06.2014

chrismon: Herr Gürtler, sie sind einer von 800 Unterzeichnern, die mit einer Erklärung gegen den Gottesdienst am 30. April protestiert haben. Warum?

Matthias Gürtler: Weil Kirche und Militär gemeinsam eingeladen haben. Wer einlädt, predigt mit. Die Kirche ist aber der Botschaft der Bergpredigt verpflichtet: Wir Christen sollen eine Welt ohne Gewalt aufbauen. Dazu passt nicht, wenn das Militär in der Kirche eine Bühne bekommt und einen Marsch spielt, mit dem es die Seligpreisungen überrollt.

Ist der Dank für den Hochwassereinsatz kein guter Grund für eine Ausnahme?

Ich habe nichts gegen einen Gottesdienst, um Helfern zu danken – der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk, den Bürgern und natür­lich auch den Soldaten. Aber ich habe weder die aktive Beteiligung der Soldaten in Uniform noch die Alleinstellung der Bundeswehr verstanden.

Der Frauenkirchpfarrer Holger Treutmann argumentiert: Die Verkündung des Evangeliums müsse sich mit der Welt verbinden, „die ist, wie sie ist“. Das Militär gehört also dazu!

Das ist mir fremd. Die christliche Botschaft ist: Wir sollen versuchen, die Welt so zu verändern, dass auf Gewalt keine Gegen­gewalt folgt. „Schwerter zu Pflugscharen“, hieß es 1981 in ­ der DDR. Es dauerte keine zehn Jahre, dass diese Botschaft ein Segen war. „Keine Gewalt!“ war das Stärkste, was die Kirche in die Friedliche Revolution ein­bringen konnte. Das zeigt: Es gibt in der Geschichte immer friedliche Lösungswege.

Unter welchen Bedingungen akzeptieren Sie Soldaten im Greifswalder Dom, wo Sie Pfarrer sind?

Wenn sie ihre Uniform ablegen. Dann sehe ich den Menschen, der sich verändern kann. Ich war selbst einmal als Seelsorger Ansprechpartner für Soldaten im NVA-Standort Eggesin, von 1981 bis 1986. Mein Erfahrung ist: ­Soldaten in Uniform sind ein­gebettet in eine Struktur, in der nicht immer Spielraum ist für Gewissensentscheidungen.

Die Bundeswehr ist aber demokratisch legitimiert!

Wie die US-Streitkräfte, die trotzdem den Irak angriffen – unter dem Vorwand, dort gebe es ­Massenvernichtungswaffen.

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