Die Geschichte des kleinen ugandischen Radiosenders, bei dem ich arbeite, ist schrecklich und hoffnungsvoll zugleich: Die Rebellenarmee LRA hatte seit den 1980er Jahren Zehntausende Kinder als Soldaten oder Sexsklaven im Busch festgehalten. Sie wurden mit furchtbaren Ritualen an der Flucht gehindert: Diejenigen, die aus demselben Dorf kamen, mussten sich versammeln. Dann zwang man sie, einen aus dieser Gruppe zu ermorden. Die Kinder glaubten, dass sie nach solch einer Tat niemals wieder in ihrem Dorf willkommen wären und ergaben sich so eher in ihr Schicksal.
Im Jahr 2000 begann Radio Wa, ein Sender der katholischen Diözese in der Stadt Lira, regelmäßig die Sendung „Karibu“ („Willkommen“) auszustrahlen. Darin sprachen Verwandte und Freunde zu den Entführten. Sie teilten ihnen mit, dass sie ihnen verziehen, sie trotz allem liebten und vermissten. Auch ehemalige Kindersoldaten waren in der Sendung und erzählten, wie sie wieder in ihrem Dorf lebten und zur Schule gingen. Vielen Kindersoldaten – die die Sendung manchmal heimlich hören konnten – machte das Mut, zu fliehen. Man spricht von etwa 1500 Fällen. Berichte über Rückkehrer beherrschten in jenen Tagen die Schlagzeilen.
Die Wirkung blieb nicht unbemerkt. Im September 2002 überfielen LRA-Rebellen die Senderräume, zerstörten mit Handgranaten Studio und Ausrüstung. Danach wechselte Radio Wa den Standort.
Inzwischen haben die Rebellen die Region verlassen und „Karibu“ gibt es nicht mehr. Radio Wa aber wendet sich in Sendungen wie „Peacemaker“ weiter direkt an die Hörer und greift ihre Probleme auf. Auf dem Land in Norduganda, wo es kaum Zeitungen und Fernsehen gibt, ist Radio ein geniales Kommunikationsmittel.
Alberto Eismann-Torres
Radio Wa in Uganda greift soziale Probleme auf
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