Andreas Hamburg mit dem Polizisten, der ihn aus den Fängen der Schläger holte. Foto: Lukasz Nowosadzki/Demotix/Corbis
Andreas Hamburg, Auslandspfarrer im Süden der Ukraine, geriet während einer Demonstration in die Hände von Schlägertrupps.
24.04.2014

Im Februar, als in Kiew auf dem Maidan über 90 Menschen starben, demonstrierten wir in Odessa. Wir, knapp hundert Pro-Maidan-Anhänger, versammelten uns vor dem Gebäude der Gebietsverwaltung und skandierten: „Nicht schießen auf dem Maidan!“ Alles war friedlich. Dann kamen drei Busse mit jungen Männern, weit über hundert, in schwarzen Kampfanzügen und mit Motorradhelmen. Sie gehörten vermutlich zur Gruppe „Selbstverteidigung der russischsprachigen Bevölkerung“, von der damaligen Regierung finanziert. Sie stiegen aus und liefen, Baseballschläger in den Händen, auf uns zu.

Ich blieb stehen, in der Hoffnung, ­ dass mein Pastorenhemd und meine friedliche Haltung eine beruhigende Wirkung haben könnten. Nur die Ersten liefen an mir vorbei. Die anderen rannten mich um, ich stürzte. Als ich am Boden lag, traten sie mich mit den Füßen und schlugen so lange zu, bis mich ein Polizist aus dem Getümmel herauszog. Auf dem Platz ging es weiter. Die Polizei konnte die meisten Demonstranten schützen, aber es floss auch Blut. Meine Verletzungen waren zum Glück nicht schwer. Ich spürte gar nichts, zunächst. Das lag wohl am Adrenalin. 

Mittlerweile ist die Krim russisch und bei uns im Südosten gibt es separatistische Vorstöße. Ich glaube nicht, dass sich die ­Separatisten durchsetzen. In Odessa sagen viele Leute: Ich habe mich noch nie so ukrainisch gefühlt wie zurzeit. Auch die Soldaten, die hier an den Außengrenzen stehen, scheinen sich mit der neuen Führung zu identifizieren und wirken entschlossen, das Land zu verteidigen. Ich bin nach der Erfahrung auf der Demo nicht ängstlicher geworden, im Gegenteil: Ich finde es wichtig, als Kirchenmann auch Position zu beziehen.   

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