Das Moderne im Alten
Matthias Pabst
27.06.2019

CD-Rezension: Sequenza

Die Moderne aus dem Blickwinkel der alten Musik beleuchten und das Moderne im Alten finden - das ist zusammengefasst das Konzept für die erste CD der Violinistin Franziska Hölscher. Sequenza heißt die CD und im Titel greift die Künstlerin einen 14-teiligen Werkzyklus des italienischen Komponisten Luciano Berio auf - Sequenze.

Matthias Pabst

Hans-Gerd Martens

Hans-Gerd Martens ist stellvertretender Chefredakteur beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn). Er ist Jahrgang 1957, geboren in Rastede bei Oldenburg. Studium: Politikwissenschaft, Neuere Geschichte, Publizistik und Journalismus in Münster und Hannover. Danach berufliche Stationen als freier Mitarbeiter beim NDR, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim und Redakteur bei medien aktuell (einem Medieninformationsdienst in Hamburg).

Die Werke von Luciano Berio spielt Franziska Hölscher schon seit längerem. Sie sagt, der Komponist eröffne ihr immer neue Klangwelten, und er verlange, spieltechnisch ans Limit zu gehen. Berio ist bekannt für seine experimentellen Kompositionen, außerdem gehört er zu den Pionieren der elektronischen Musik. Er starb 2003 und zählt natürlich zu den ganz Modernen. Ihm vorangestellt auf der CD ist Heinrich Ignaz Franz Biber. Er wurde 1644 in Böhmen geboren. Er war ein berühmter Geiger und Komponist der Barockzeit. Seine Passagaglia oder auch Schutzengelsonate entstand Ende des 17. Jahrhunderts

Biber versuchte schon vor gut 300 Jahren, der Geige besondere Töne zu entlocken. Um bestimmte Klangeffekte zu erzielen, stimmte er sogar die Saiten seiner Geige um. Einer der meist aufgeführten Komponisten der Gegenwart ist der Italiener Salvatore Sciarrino.

Das Seelenleben des Menschen in der Musik

An Sciarrino fasziniert Franziska Hölscher - wie sie sagt - die unsicheren, brüchigen Klänge, die aufbrausen und dann aber wieder in der Unhörbarkeit versinken. Der vierte Komponist auf Sequenza ist Robert Schumann mit seiner großen Sonate d-Moll für Violine und Klavier. Franziska Hölscher sieht in Schumanns großer Sonate, wie Zweifel, Depressionen und überhaupt das Seelenleben des Menschen in der Musik ihren Widerhall finden:

"Auch Schumanns Sonate verbindet barocke Formen mit progressiven Ausdrucksmitteln und Kompositionsformen. Ich denke, das ist der rote Faden, der die Stücke der CD miteinander verbindet."

Franziska Hölscher - "Sequenza"
Mit Werken von: Heinrich Ignaz Biber (1644-1704), Salvatore Sciarrino (geb. 1947), Luciano Berio (1925-2003), Robert Schumann (1810-1856) Label: CAvi, DDD, 2018

Am Klavier begleitet wird Franziska Hölscher von Severin von Eckardstein. Die beiden verbindet die künstlerische Leitung der Kammermusikreihe Klangbrücken im Konzerthaus Berlin. Ansonsten sind beide solo und bei vielen Gastauftritten unterwegs. Franziska Hölscher bringt in ihren Programmen immer wieder alte und neue Musik zusammen. Die Popularität ist ihr dabei gar nicht so wichtig, für sie ist vor allem entscheidend, so wie auf ihrer ersten CD, dass die dunklen, unsicheren und brüchigen Klänge und Farben der Musik abgebildet werden. Die CD Sequenza mit Franziska Hölscher ist bei cavi-music erschienen.

Produktinfo

Franziska Hölscher - "Sequenza"

Mit Werken von: Heinrich Ignaz Biber (1644-1704), Salvatore Sciarrino (geb. 1947), Luciano Berio (1925-2003), Robert Schumann (1810-1856)

Label: CAvi, DDD, 2018

Erscheinungstermin: 14.6.2019

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