Foto: Constantin Film
09.03.2012

Türkisch für Anfänger (Deutschland 2012)

Als Sitcom schrieb die von Bora Dagtekin für die ARD kreierte Serie bereits Fernsehgeschichte. Auch bei der Umsetzung für die große Leinwand nimmt sich der Autor und Regisseur im deutschen Kino selten gewordene Freiheiten heraus. Er löst seine Protagonisten aus ihrer Vorgeschichte heraus und stellt die Zeichen wieder auf Anfang. Nach einem glimpflich abgelaufenen Flugzeugabsturz auf dem Weg nach Thailand treffen sich die ewige Teenagerin Doris, ihre Tochter Lena, der Polizist Metin und dessen Kinder Cem und Yagmur auf verschiedenen Inseln verstreut wieder. Nichts ist unmöglich oder undenkbar in Dagtekins Spielfilmerstling. Aber so verrückt seine inszenatorischen Einfälle und satirischen Ausfälle gegen spinnerte Alt-68er und spießige türkische Beamte, gegen frauenfeindliche Möchtegern-Rapper und bizarre Kopftuch-Mädchen, gegen verklemmte, neo-konservative Jugendliche und den deutschen Wahnsinn an sich auch sind: sie alle haben Sinn und Methode.

R, B: Bora Dagtekin. Da: Josefine Preuß, Elyas M’Barek, Anna Stieblich, Adnan Maral, Pegah Ferydoni, Arnel Taci, Katja Riemann. L: 105 Min. 

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Contraband (USA/GB/F 2012)

Einst war Chris Farraday ein legendärer Schmuggler, doch inzwischen ist er verheiratet, Vater zweier Söhne und ein ehrbarer Bürger. Andy, sein Schwager, der so gerne wäre wie er einst, hat Mist gebaut. Andys Boss Boss, Briggs, zwingt Chris, für ihn gerade zu stehen. Ein Frachter, der nach Panama fährt, soll auf dem Rückweg Falschgeld nach New Orleans transportieren. Zwar hat Chris unter der Mannschaft Vertraute, womit er aber nicht gerechnet hat: dass Briggs seinen Forderungen durch Bedrohung seiner Familie Nachdruck verleiht, dass sein Schwager ein zweites Mal versagt – und dass sein bester Freund Sebastian ein falsches Spiel treibt. Der Film setzt ganz auf Tempo und auf das Funktionieren eines cleveren Planes. „Conranaband“ wartet mit klassischen Verfolgungsjagden, überraschenden Momenten und dem verlässlichen Spiel seiner Darsteller Mark Wahlberg, Ben Foster und Giovanni Ribisi auf.

R: Baltasar Kormákur. B: Aaron Guzikowski. Da: Mark Wahlberg, Kate Beckinsale, Ben Foster, Giovanni Ribisi, Lukas Haas, Caleb Landry Jones. L: 109 Min.

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The Best Exotic Marigold Hotel (GB 2011)

Sieben Engländer im höheren Alter haben einen Flug nach Indien gebucht, um dort möglicherweise ihren Lebensabend in einem Hotel mit dem verführerischen Namen Best Exotic Marigold zu verbringen. Sieben ganz und gar unterschiedliche Menschen, drei Frauen, zwei Männer und ein Ehepaar. Fremde mit demselben Ziel, die der Zufall zusammengewürfelt hat. John Madden, der den Film nach einem Roman von Deborah Moggach inszeniert hat, steht für ein gediegenes britisch-internationales Kino, in dem englische Eigenheiten einer neuen Betrachtung unterzogen werden. Der Film ist ein Feelgoodmovie der gehobenen Art, in dem viel eintrifft, was man erwartet hat. Der „culture clash“ zwischen altem England und jungem Indien wird beinahe in eine Klamotte verwandelt - wobei man sich fragt, wer jetzt wen „kolonialisiert“. Doch Madden gewinnt den Standardsituationen der Komödie durchaus Zwischentöne und Nuancen ab.

R: John Madden. B: Ol Parker (nach dem Roman »These Foolish Things« von Deborah Moggach. Da: Maggie Smith, Bill Nighy, Judi Dench, Tom Wilkinson, Dev Patel, Penelope Wilton. L: 124 Min.

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The Liverpool Goalie (Norwegen 2010)

Jo steckt in der Pubertät, ein kleiner Junge, dessen alleinerziehende Mutter dabei ist, sich zu verlieben, und der von größeren Mitschülern drangsaliert wird. Als auch noch ein hübsches Mädchen in die Klasse kommt, ist die Verwirrung perfekt. Arild Andresen inszeniert den Film sehr geschickt zwischen Jugend- und Erwachsenendrama, spart nicht an sexuellen Anspielungen und untergründigem Witz und spielt all die absurden Möglichkeiten durch, die tagtäglich durch das pubertäre Gehirn rauschen. Der hässliche Junge und das hübsche Mädchen, das nicht weiß, wie hübsch es ist, die schüchterne Mutter, die sich nach Liebe sehnt und schließlich der erfolgreiche Bruder seines besten Freundes, der sich als Versager entpuppt – sie alle sind zwischen Erfolg, Täuschung und Enttäuschung gefangen. Indem Andresen das Geflecht pubertärer Lügen auch auf die Erwachsenenwelt ausdehnt, nimmt er die Probleme von Jugendlichen ernst. Das Ergebnis ist ein leichter, unangestrengter Film, der ohne pädagogischen Druck zum Nachdenken anregt.

R: Arild Andresen. B: Lars Gudmestad. Da: Ask von der Hagen, Susanne Boucher, Andrine Saether, Kyrre Hellum, Kare Conradi, Fridtjov Såheim, Tore Sagen. L: 90 Min.

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