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Matteo ist fünfzehn und findet in seiner Familie kein Verständnis. Der Vater schweigt und pflegt seine sportliche Fitness, die schwer übergewichtige Mutter ist auf ihr Baby fixiert und behandelt ihn wie ein Kleinkind. Als er einmal auf einem Waldspaziergang das Baby unachtsam fallen lässt, wird er frühmorgens aus dem Bett geholt und mit dem Einverständnis des Vaters in ein Camp in den Bergen gebracht. Nur zum Schein hat dort ein Erzieher die Aufsicht. In Wahrheit diktieren drei andere Jugendliche, Anton, Dion und das Mädchen Ali, das Gesetz des Handelns und unterwerfen Matteo einem brutalen Initiationsritus. Wie ein Hund wird er tagelang einen Käfig gesperrt. Nach einer Mutprobe wird er kahl geschoren und in die Gruppe aufgenommen, die im Tal Raub- und Rachezüge begeht. Auch das Haus von Alis Eltern wird verwüstet. Matteo rächt sich an seinem Vater und schlägt ihn krankenhausreif. Als er in die Berge zurückkehrt, findet er niemanden mehr.
Im Rausch der Zerstörung
Der Film blickt hinter die bürgerliche Fassade einer Gesellschaft, die ihre Abgründe verschweigt und die Jugendlichen mit ihrem Aufbegehren, ihren Fragen und ihrer Suche nach Gemeinschaft und Anerkennung allein lässt. Ihre Verachtung und ihre Wut, die sich in Gewaltausbrüchen entlädt, richten sich gegen eine Welt, die sie ausgestoßen hat. Ihrer in knappen Strichen gezeichneten Gleichgültigkeit, ihrem Materialismus und Konsum, ihrem Egoismus und einer Prostitution und Missbrauch verdeckenden Scheinmoral setzen sie den Rausch der Zerstörung entgegen. Untereinander finden sie Respekt, Interesse für ihre Herkunft, in manchen Momenten sogar Nähe. Am Ende gibt es nur Verlierer. Auch der Berg und die Gruppe bieten keinen Ort mehr, an dem Matteo bleiben kann. Wie ein Schrei aus tiefer Not wirkt der Film, der den Impuls der Rebellion und die Geborgenheit einer ruppigen, aber verschworenen Gemeinschaft im Nichts enden lässt.
Produktion: Hugofilm, Christian Davi, Thomas Thümena, Christof Neracher, Schweiz 2014; Regie und Buch: Simon Jaquemet; Kamera: Lorenz Merz; Schnitt: Christof Schertenleib; Darsteller: Benjamin Lutzke (Anton), Ste (Anton), Ella Rumpf (Ali), Sascha Gisler (Dion) u.a.; Verleih: Picture Tree International, Zur Börse 12, 10247 Berlin, Tel.: 030 420 8248-14, filmverleih@picturetree-international.com, http://www.picturetreeinternational.com, in Kooperation mit déjà-vu Film, Simonvon- Utrecht-Str. 1, 20359 Hamburg, Tel.: 040 636 655 44, dispo@dejavu-film.de; Saarbrücken 2015; FSK: ab 16; www.dejavu-film.de
Preise: Max Ophüls Preis und Bester Nachwuchsdarsteller
Kinostart: 28. April 2016