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Foto: PR
Es ist nicht wurscht, in welcher Schrift eine Information auf einen zukommt. Das merkt man spätestens dann, wenn man am PC aus dem Schriftenmenü irgendwas als Standardschrift wählt – und entsetzt ist. Weil das Geschreibsel nun ganz streng daherkommt oder auch lieblich. Will man so wirken? Was Schriften aussagen und wie viel Hirnschmalz, Begeisterung und Akkuratesse fürs Entwickeln einer neuen Schrift notwendig ist, das erzählt der britische Journalist Simon Garfield in seinem Buch anhand vieler Anekdoten. Mit der Gotham zum Beispiel gewann Obama seinen ersten Wahlkampf. Die Kampagne „Yes we can“ kam in einer Schrift daher, die sich, so Garfield, lese, als ob alles ehrlich und gerecht sei, was in ihr gesetzt ist. Viele englische SchriftentwicklerInnen finden sich in dem Buch, aber auch ein paar Deutsche. Allen voran Erik Spiekermann, der mit seinen Entwürfen unter andem die Marken Audi, Bosch und Nokia geprägt hat und zuletzt den Auftritt der Deutschen Bahn. Ja, doch, die ist 2005 von der Helvetica zur DB Type gewechselt. Was weniger eine Schrift als eine ganze Schrifenfamilie ist – die Weine auf der Speiesekarte zum Beispiel haben edle Füßchen bekommen, also Serifen. Die Snackkarte kommt– natürlich – serifenlos daher. Das Buch ist kein Schriftenkatalog, das sollte man wissen. Auch die Kapitelüberschriften bieten keine Orientierung. Es ist vielmehr ein Buch im Plauderton. Immerhin guckt man anschließend anders in die Welt und auf all die Zeichen in ihr.
Ullstein Buchverlag, 368 Seiten, 19,99 Euro