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Lize Spit: Und es schmilzt. Vlg. S. Fischer, 507 Seiten, 22 Euro
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Von Berlin-Mitte oder Manhattan lässt es sich leicht erzählen. Doch manchmal ist es reizvoller, die tiefe Provinz zu erkunden, um etwas über die Menschen zu erfahren. So wie es die Belgierin Lize Spit in ihrem fulminanten Debüt „Und es schmilzt“ tut. Heldin Eva reist 2015 in ihr flandrisches Heimatdorf, um an einem Erinnerungsfest für einen toten Jugendfreund teilzunehmen. Die Fahrt in die Vergangenheit führt schnell dazu, sich an Glück und Elend der eigenen Pubertät zu erinnern – an die zwangsneurotische Schwester, an die ständig alkoholisierten Eltern, an die brutalen Erkundungen der erwachenden Sexualität. Das ist schonungslos eingefangen, voller Derbheiten und voller sehr komischer Episoden.
Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann. Vlg. DuMont, 320 Seiten, 20 Euro
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Sanfter geht es in Mariana Lekys liebevollem Roman „Was man von hier aus sehen kann“ zu, der – wir sind im Westerwald – die Ich-Erzählerin Luise ein Vierteljahrhundert begleitet. Umgeben ist diese von skurrilen Figuren wie Großmutter Selma, die mitunter von Okapis träumt, was Unheilvolles für die Dorfgemeinschaft bedeutet. Und da gibt es die abergläubische Elsbeth, die schlecht gelaunte Marlies, den freundlichen Optiker, der sich nicht traut, Selma seine Liebe zu gestehen, und ein buddhistischer Mönch, in den sich Luise verliebt, fehlt auch nicht. Leky gelingt so ein seltenes Kunststück: lakonisch, humorvoll und kitschfrei von großen Gefühlen, von der Sehnsucht nach Zugehörigkeit zu erzählen.