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Aus der Ferne ist es gegenwärtig nicht leicht, die USA zu verstehen, und vielleicht lohnt es sich deshalb, Romane über dieses gespaltene Land zu lesen. Colson Whiteheads "Die Nickel Boys" zum Beispiel, die zurückführen in die frühen 1960er Jahre, in die Zeit der widerwärtigen Rassentrennung. Der 16-jährige Elwood, ein Schwarzer, der Martin Luther King verehrt und für ein Studium prädestiniert scheint, wird fälschlicherweise für einen Autodieb gehalten und kommt in die Nickel-Besserungsanstalt. Diese gibt sich als reformpädagogisches Heim, erweist sich jedoch als Ort des Folterhorrors, wo zu Tode kommende Schüler heimlich verscharrt werden. Ein packendes Drama eines alltäglichen, ausufernden Rassismus.
Als Donald Trump noch Präsident werden wollte...
Gary Shteyngarts sehr komisches Buch "Willkommen in Lake Success" hingegen führt in die Zeit, als sich ein gewisser Donald Trump anschickt, Präsident zu werden. Held des Romans ist der Hedgefonds-Manager Barry, der vor der Börsenaufsicht quer durch Amerika flieht – in einem Greyhound-Bus. Auf den Spuren von Jack Kerouac erzählt Shteyngart von zahllosen schrägen, bemitleidenswerten Typen, die mit den USA der West- und Ostküste und der politischen Elite nichts gemein haben. Ein mal witziges, mal tragisches Porträt einer Gesellschaft und eines Mannes, der seine Familie verliert und in El Paso die Freundin seiner Jugend wiederfinden will.
Rainer Moritz
Colson Whitehead: Die Nickel Boys. Übers.: Henning Ahrens. Hanser. 223 Seiten, 23 Euro
Gary Shteyngart: Willkommen in Lake Success. Übers.: Ingo Herzke. Penguin. 432 Seiten, 24 Euro