- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Serra de' Conti, ein ärmliches Dorf in den Marken, ist der Schauplatz in Giulia Caminitos zweitem Roman. Das Leben ihres Großvaters aufgreifend, erzählt sie von zwei am Ende des 19. Jahrhunderts geborenen Brüdern. Nicola und Lupo, sehr unterschiedlich und doch verschworen.
"Ein Tag wird kommen" ist ein aufwühlendes Buch über das Italien im Umfeld des Ersten Weltkrieges. Lupos Hoffnung auf den Sieg des Anarchismus verfliegt, während der Bruder wundersam seine Soldatenzeit überlebt. Als alle Schrecken überstanden scheinen, beginnt die Spanische Grippe zu wüten. Eine Geschichtsstunde und zugleich eine mysteriöse Familiengeschichte, in die erst eine Äbtissin Klarheit bringt.
Rainer Moritz
Der in Argentinien geborene und in Paris lebende Santiago Amigorena geht in der unheilvollen Entwicklung des 20. Jahrhudnerts einen Schritt weiter. Sein Held Vicente Rosenberg betreibt 1940 ein Möbelgeschäft in Buenos Aires. Zwölf Jahre zuvor kam er aus Polen dorthin, seine Mutter ließ er zurück. Je bedrohlicher die Nachrichten aus Warschau klingen, desto mehr leidet Vicente unter seinem damaligen Entschluss und hört auf zu sprechen. Seiner Identität beraubt - ist er Argentinier? Ist er Pole? Was macht sein Judentum aus? -, glaubt er nicht mehr, "dass das Leben wichtiger sei als der Tod". Ein schmaler, ein anrührender Roman.
Guiulia Caminito: Ein Tag wird kommen. Übers.: Barbara Kleiner. Wagenbach. 272 Seiten, 23 Euro.
Santiago Amigorena: Kein Ort ist fern genug. Übers.: Nicola Denis. Aufbau. 184 Seiten, 20 Euro.