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Baptiste Beaulieu: Leben ist nicht schwer
Fischer Velag
Verrückt: Ein 28-jähriger Assistenzarzt in der Notaufnahme erzählt 351 Seiten lang nur aus dem Krankenhaus – und man mag das lesen, man kichert, manchmal kichert man sogar haltlos, man kriegt gute Laune, schaut andere Menschen (auch nervige) plötzlich liebevoll an. Beaulieu sieht das Krankenhaus als eine Theaterbühne, auf der davon gesungen wird, was wir sind, was uns berührt. „Und das Krankenhaus ist ein Schmelztiegel, in dem Menschen leiden, lachen, sich verwandeln. Und andere sich über all das beugen und ihr Bestes geben“, schreibt er. Dass der junge Arzt manchmal angesichts verzogener Kinder oder nerviger Hypochonder pfiffige Ideen hat, angesichts anderer Patienten manchmal aber auch keine gute Figur macht, das schildert er in allen Details zur Freude der Leserin. Letztlich ist es ein Buch voller Menschengeschichten – Rahmenhandlung ist nämlich, dass der Arzt eine todkranke Patientin im 5. Stock, die er sehr gern hat, durch Erzählungen mehrmals täglich, auch weit nach Dienstschluss, am Leben halten will. Erzählungen über andere Patienten, aber auch Erzählungen über die Liebeleien zwischen den Ärzten und Ärztinnen. Das Buch entstand aus Beaulieus Blog, war dann in Frankreich wochenlang unter den Topten der Bestseller. Witzig, klug, menschenfreundlich.
Fischer Verlag, Frankfurt 2015, 351 Seiten, 12,99 Euro