- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Absonderliche Ménage-à-trois
Endlich scheint die Zeit reif, das Werk der Sizilianerin Maria Messina (1887 – 1944) wiederzuentdecken. Ihr zuerst 1921 erschienenes "Haus in der Gasse" entfaltet ein düsteres Szenario. Das abgeschottete Haus gehört dem selbstgefälligen Don Lucio, einem obskuren Geldeintreiber. Seinen Seelenfrieden komplettiert eine ihm ergebene Frau, die verängstigte Antonietta, ein "fügsames, sanftes Wesen", das "formbar war wie frischer Lehm". Auf ihren Wunsch hin begleitet ihre Schwester Nicolina sie in die Ehe. Aus der Übergangslösung wird eine absonderliche Ménage-à-trois, die ganz nach den Wünschen Lucios ausgerichtet ist. Ein bewegend kühler Roman über einen Patriarchen, der Frauen nur als subalterne Geister sieht.
Die Abgründe der Lügenfirma
Monika Zeiner legt einen opulenten Familienroman vor. Nikolas, Anfang vierzig, kehrt nach Jahren in sein Elternhaus, eine Villa bei Nürnberg, zurück. Dort residieren die Fincks, die ihre Möbelfirma dank innovativer Erfindungen zum Erfolg führten – und dank eines Arisierungsgewinns, als man in der NS-Zeit einer jüdischen Familie, die sich absetzen musste, ihren Besitz zu einem Spottpreis abkaufte. Gesprochen wurde darüber nie, doch Nikolas beginnt, die Abgründe der "Lügenfirma" aufzudecken. So entsteht ein bis ins Ende des 19. Jahrhunderts zurückreichender, vielschichtiger Roman, der die Machenschaften männlicher Profitgier bloßstellt.
Maria Messina: Das Haus in der Gasse. Übers.: Ute Lipka. Friedenauer Presse. 210 Seiten, 20 Euro.
Monika Zeiner: Villa Sternbald oder Die Unschärfe der Jahre. dtv. 672 Seiten, 28 Euro.