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Dawit Shanko, äthiopischer Galerist in Berlin, sieht manche Dinge anders als andere. Die jugendlichen Schuhputzer in den Straßen seiner Heimatstadt Addis Abeba sind für ihn kein „Gesindel“ wie für viele Ordnungshüter. Aber auch nicht der Inbegriff von Ausbeutung und Perspektivlosigkeit wie für manche Europäer. Der 44-Jährige sieht in den „Listros“ (Schuhputzer) Hoffnungsträger: Viele arbeiteten, um ihren Schulbesuch zu finanzieren. Und damit für eine bessere Zukunft.
Shanko, der als 17-Jähriger mit einem Stipendium nach Deutschland kam, hat es als Kind genauso gemacht. Mit dem 2003 gegründeten Verein Listros e. V. unterstützt er nun die arbeitenden Kinder von heute: In zehn Schulen in Addis Abeba werden demnächst Mentoren helfen, Arbeit und Unterricht unter einen Hut zu bringen. Shanko organisierte auch eine Listros-Konferenz, auf der kürzlich 900 Teilnehmer über ihre Arbeitsbedingungen dikutierten und Sprecher wählten. Ein Teilerfolg: Mitglieder der Polizei, die bekannt ist für ihren rüden, abfälligen Umgang mit den Jungen und Mädchen, waren dabei und verabschiedeten sich mit der Zusage, gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie man besser miteinander klarkommt.
In Deutschland betreibt Listros e.V. Bildungs- und Kulturarbeit und bietet beispielsweise Workshops für Schulklassen an und arbeitet mit verschiedenen Künstlern zusammen.